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Spanischer Fleischproduzent El PozoWurst von gequälten Schweinen

Riesige Abszesse und infizierte Geschwüre: Nach Skandalbildern aus einem spanischem Stall nimmt Rewe die Produkte aus dem Regal.

Die Anlage produziert für Cefusa, die Holding rund um den größten spanischen Wursthersteller El Pozo (Symbolfoto) Foto: dpa

Madrid taz | Spaniens Schweinezucht steht im Kreuzfeuer der Kritik, nachdem sich das beliebte Rechercheprogramm Salvados im Privatsender LaSexta am Sonntag der Branche gewidmet hat. Programmchef Jordi Évole stieg dabei zusammen mit Tierschützern von Animal Equality in eine Schweinemastanlage in Alhama im südostspanischen Murcia ein. Was sie dort vorfanden und filmten, war nur schwer zu ertragen.

Viele der 900 Tiere hatten riesige Abszesse, andere schwere Eingeweidebrüche und von Fliegenmaden infizierte Geschwüre. Zwischen den zusammengepferchten Tieren lagen sterbende und tote Schweine. Einige der Kadaver wiesen bereits Bissspuren ihrer lebenden Artgenossen auf. „Wir haben schon viel gesehen, doch das übertrifft alles“, sagte Spaniens Animal-Equality-Direktor Javier Moreno.

Die Anlage produziert für Cefusa, die Holding rund um den größten spanischen Wursthersteller El Pozo. Dieser vertreibt seine Produkte auch in Deutschland über Rewe, Edeka und bei Amazon. Animal Equality startete umgehend eine Kampagne gegen die Vermarktung der El-Pozo-Produkte. Mit erstem Erfolg: Rewe nahm gestern El-Pozo-Produkte „vorsorglich“ aus dem Regal. „Die Aufnahmen sind schockierend und erschütternd“, erklärte das Unternehmen gegenüber der taz.

Man toleriere „grundsätzlich keine Verstöße gegen den Tierschutz, ganz gleich, ob diese von einem Lieferanten oder einer von ihm beauftragten Firma begangen wurden“. Rewe forderte El Pozo zu einer Stellungnahme auf und beauftragte Untersuchungen durch „eine neutrale und unabhängige Kontrollstelle“. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, „werden wir selbstverständlich unverzüglich die Geschäftsbeziehungen beenden“, heißt es weiter. Edeka nahm bis Redaktionsschluss keine Stellung.

„Krankentrakte“ für Schweine?

El Pozo wurde im Laufe der Dreharbeiten mehrmals um ein Interview angefragt und weigerte sich ebenso wie der Schweinezuchtverband Interporc. Während der Ausstrahlung der Reportage meldete sich El Pozo schließlich per Twitter zu Wort und erklärte, die Aufnahmen würden „die Realität verzerren“. Die Tiere seien nie für den menschlichen Verzehr bestimmt gewesen; es handle sich um einen Stall für kranke Tiere, „die unter Überwachung stehen, um ihre Entwicklung zu beobachten“.

„Das ist eine Beleidigung der Verbraucher“, sagt Animal-Equality-Chef Moreno. Es gebe keine „Krankentrakte“ für Schweine. In der Reportage hatte der Besitzer des fraglichen Betriebs erklärt, dass er für Cefusa produziere und dass es seinen Schweinen „hervorragend“ gehe.

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8 Kommentare

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  • Es ist ja so einfach, gegen die bösen Halter zu wettern (was nicht falsch ist), aber schuld sind die Verbraucher: wer Fleisch haben will, produziert Leid, ganz einfach. Billiges Fleisch: noch mehr Leid.

     

    Das ist wie mit dem Rauchen: alle wissen Bescheid, aber hinterher waren's die bösen Tabakproduzenten, die ihre Produkte verharmlost haben.

     

    Ich kann über die Empörungen unter Fleischessern nur mitleidig den Kopf schütteln über so viel Dummheit.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Mitch Miller:

      Ach was, die Verbraucher. Es waren doch nicht die Verbraucher, die seit dem 2. Weltkrieg immer mehr Fleisch zu immer billigeren Preisen haben wollten, sondern die Unternehmen, die sich gegenseitig Konkurrenz machen und immer noch mehr verdienen mussten, um nicht unterzugehen.

       

      Der Verbraucher kauft stets das, was ihm die Industrie vorsetzt, gesetzt, sie flankiert dies mit genügend verdummender Werbung.

  • Tierproduktkonsum ist mehr oder minder immer mit Tierleid verbunden.

    Diese Skandale sind leider kein Einzelfall. Diese sind die Regel. Weil der sicher "tierliebe" Konsument seine Unmengen an tierischen Produkten zu Discounterpreisen weiter in sich reinstopft, gegen alle Vernumpft. Tierliebe ist dann nur noch Heuchelei. Und wenn Discounter behaupten für Tierwohl zu sein dann müssten konsequenterweise Nahrungsmittel tierischen Ursprungs komplett aus den Regalen verschwinden. Den Aufschrei will ich hören. Also lieber weiter Tiere quälen.

    Und für die Bioliebhaber: Auch hier gibt es Massentierhaltung und die Schlachthäuser sind meist die gleichen.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Traverso:

      Und fällt ist dem Konsumenten auch immer ein Stein vom Herzen, wenn die Missstände anderswo so richtig hochgekocht werden. Dann kauft er für ein paar Tage nur noch "deutsche Wurst", um danach wieder zu "business as usual" zurückzukehren.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Hauptsache, in Deutschland scheint eitel Schweinesonne!

    • @849 (Profil gelöscht):

      Das hat doch niemand behauptet. Darf man deswegen nicht über andere schlimme Missstände berichten?

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @snah:

        Ich habe auch nicht behauptet, dass man nicht über Missstände woanders berichten darf, oder?

  • "Man toleriere „grundsätzlich keine Verstöße gegen den Tierschutz, ..." - wieso hat REWE denn immer noch Fleischprodukte aus konventioneller Käfig-Tierhaltung in den Regalen?