piwik no script img

Deutschland - Portugal (Gruppe G)Müller Thomas, ein echter Sauhund!

Weltfußballer Cristiano Ronaldo und seine Portugiesen gehen gegen Deutschland 4:0 unter. Allein Thomas Müller erzielt drei Tore.

Thomas Müller beim Training Bild: dpa

SALVADOR taz | Die Portugiesen hatten Vorsorge getroffen und 48 Flaschen Portwein über den Atlantik verschifft, ein gutes Tröpfchen aus der lusitanischen Heimat, das sicher auch über eine Niederlage gegen die deutsche Nationalmannschaft hinwegtröstet. Und wenn das nicht hilft, dann dürfen sich Nani, Ronaldo und Co. an 200 Kilogramm Stockfisch gütlich tun. Irgendwie muss man ja wieder zu Kräften kommen nach diesem total vergeigten Auftaktspiel gegen eine DFB-Elf, die gegen den Weltranglistenvierten locker mit 4:0 im Stadion Fonte Nova gewann.

Es war ein Match in der stechenden Sonne von Salvador, bei 30 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Doch das tropische Klima war es nicht, das den Ausschlag gab vor knapp 52.000 Zuschauern, unter ihnen die Kanzlerin. Vielmehr überzeugte das Team von Coach Jogi Löw mit Spiel- und Kombinationsfreude, einem aggressiven Forechecking und „unbedingtem Einsatzwillen“, wie Löw zu sagen pflegt. „Wir haben das umgesetzt, was wir wollten“, sagte Löw nach dem Spiel. „Wir haben den Gegner gut zugestellt und waren konsequent in der Chancenverwertung.“ Auf den „Punkt genau topfit“ sei der DFB-Trupp, ließ Löw wissen.

Die DFB-Elf spielte mit vier gelernten Innenverteidigern in der Defensive (Boateng, Hummels, Mertesacker, Höwedes). Davor hatte Löw eine Dreierkette im Mittelfeld gezogen, mit Lahm in der Zentrale. Kroos und Khedira assistierten dem Kapitän, rückten oftmals nach vorn auf und verstärkten die ohnehin schon schlagkräftige Offensive um Özil, Müller und Götze. Diese 4-3-3-Formation war ein Muster an Flexibilität. Götze, Müller und Özil veränderten ständig ihre Positionen, rochierten wie auf einem Schachbrett und suchten nach Schlupflöchern.

Sie wurden mit Pässen gefüttert, entweder hoch aus der Halbdistanz von Khedira oder Kroos – oder aber flach, steil und schnell in den Lauf. Damit war Portugals Viererkette immer wieder überfordert. Es ging dann auch schon früh los mit dem deutschen Torreigen. In der elften Minute wurde der wuselige Götze gefoult. Den Elfmeter verwertete Müller. Schon vorher hätte Khedira nach einem krassen Fehler des portugiesischen Keepers Rui Patricio eigentlich nur noch ins leere Tor treffen müsse. Aber er schob den Ball vorbei. Auch das ein Kunststück.

Ganz schwacher Ronaldo

Portugal deutete nur schemenhaft seine Gefährlichkeit an. In der ersten Halbzeit gelang nur ein vernünftiger Konter. Cristiano Ronaldo kam fast gar nicht zum Zug. Und als Hummels nach einer Ecke von Kroos per Kopfball auf 2:0 erhöhte, da schien Deutschlands Gegner schon ein wenig desillusioniert zu sein. Es kam aber noch schlimmer für die Männer von Coach Paulo Bento.

Pepe flog in der 39. Minute mit Rot vom Platz. Schiedsrichter Milorad Mazic aus Serbien hatte einen Ellbogenschlag des Profis von Real Madrid ins Gesicht von Müller geahndet, und wohl auch Pepes provozierende Geste danach. Portugals Trainer Paulo Bento fühlte sich hernach von den Schiris benachteiligt, räumte aber auch eigene Fehler ein. „Die Deutschen haben uns überrascht“, sagte er. Verdammt effektiv seien sie zudem gewesen. „Nach 45 Minuten war die Partie eigentlich schon vorbei.“

Derart ersatzgeschwächt kassierte Portugal den dritten Treffer in der 44. Minute. Wieder war’s Müller. So ging es dann munter weiter in der zweiten Halbzeit. Portugal verlegte sich eher auf die Defensive, die Deutschen versuchten zu erhöhen, was Hummels nicht gut bekam: Er verletzte sich am Oberschenkel (Löw: „Der Muskel hat nach einem Schlag zugemacht“) und musste ausgewechselt werden (73.). Für den Endstand sorgte erneut Müller in der 78. Minute.

Unorthodoxer Turnierspieler

Der Münchner, Torschützenkönig bei der WM in Südafrika vor vier Jahren, scheint ein ausgemachter Turnierspieler zu sein. Löw lobte sein „Näschen“, seinen Torinstinkt. Er sagte: „Er ist schwer zu greifen für den Gegner. Er hat eine sehr unorthodoxe Spielweise, man weiß als Trainer manchmal nicht, welche Wege er geht.“ Müller warnte freilich vor allzu großer Euphorie nach dem Viernull: „Wir sollten nicht so tun, als hätten wir als Übermannschaft agiert.“

Immerhin: Ronaldo konnten sie vollkommen ausschalten. Ronaldo, der vor der Partie noch getönt hatte, an diesem Montagabend beginne ein Epos: „Wir werden auch Leidenschaft, Begeisterung, Glaube, Entschlossenheit, Ausdauer sein. Wir werden Siegeswille sein. Wir werden Hoffnung sein. Alle zusammen, Hand in Hand und mit vereinten Herzen, mit einer einzigen Stimme.“ Nö, das alles war Portugal nicht. Schon eher Deutschland. Sie treffen am Samstag auf Ghana. Die Afrikaner sollten Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Die DFB-Elf ist in Form.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Bin froh, das taz-Abo vor einiger Zeit gekündigt zu haben. Über solch eklige Menschen wie Müller oder Merkel will ich weder etwas lesen, noch ihre Bilder sehen. Immer wieder erschreckend, wie die Autoren regelmäßig in einen blödsinnigen nationalen Taumel fallen, sobald eine WM beginnt. Als gäbe es sonst keine Probleme....

    • @Tom Gold:

      Da ist ein bodenständig gebliebener (im Gegensatz zu vielen anderen Fussballmillionären), junger Mann, der eigentlich keinen schönen Fussball spielt und dabei dennoch Sympathieträger ist und Sie nennen ihn "ekelig"? Woran Sie das festmachen, wissen sicher nur Sie selbst.

       

      Holen Sie den Stock aus Ihrem Allerwertesten und freuen Sie sich doch mal darüber, dass die Menschen zusammenstehen, sich in den Armen liegen und sich einfach nur freuen.

  • Der eine Metzelder ist bestimmt Mertesacker, oder?

    • @SPK:

      ... und der andere heißt Hummels