zurück in die zukunft:
In der Stadt von Morgen ist kein Platz für Menschen. Kolossartige Gebäude ragen in den Himmel. Darunter suchen Maschinen ihren Weg durch diese Stadt wie Ameisen auf geometrischen Bahnen. Im Stummfilm „Metropolis“ leben die Arbeiter*innen unter der Erde. Der Science-Fiction-Klassiker von 1927 sieht zwar auch Entwicklungen wie Roboter und Bildtelefonie voraus, im Kern ist er aber eine Dystopie. Er zeigt eine Zukunft, in der der Kapitalismus die Arbeitenden unterirdisch schuften lässt, ihre Leichen werden als Benzin für die Oberklasse genutzt, die in der schönsten Stadt der Welt lebt. So kam es nicht, doch dass Gentrifizierung Städte immer mehr in arme und reiche Viertel trennt, ist Wirklichkeit geworden. Auch dass sich Obdachlose und Drogenabhängige, die an der glänzenden Oberfläche nicht erwünscht sind, in U-Bahnhöfe zurückziehen. Oben reich, unten arm – manchmal verkehrt sich diese Logik aber auch. In London entstanden in den letzten Jahren immer mehr „Iceberg Homes“. Weil die Flächen begrenzt sind und es Auflagen für die Höhe der Häuser gibt, bauen reiche Menschen riesige Keller, die auf mehreren Etagen Platz für ein Schwimmbad, Kino, Fitnessstudio oder die Oldtimer-Sammlung bieten. Wo es in den 1920ern selbstverständlich war, Reichtum nach außen zu tragen, ist es hundert Jahre später interessanter, ihn zu verstecken – und so Ungleichheit unsichtbarer zu machen. Oğulcan Korkmaz
Zukunftsbilder der Vergangenheit und was man aus ihnen lernen kann, erkunden wir hier in jeder Ausgabe.
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