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Der Autor Stefan Heym

Der heute 87-jährige Stefan Heym ist zeit seines Lebens keiner Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen. Schon als Abiturient muss er 1931 das Gymnasium wegen eines antimilitaristischen Gedichts verlassen. Vor den Nazis flieht der Sohn aus jüdischer Familie über Prag nach New York, wo er bis 1937 Chefredakteur der antifaschistischen Wochenzeitung Deutsches Volksecho ist. Während des Zweiten Weltkrieges nimmt er als Sergeant für psychologische Kriegsführung an der Invasion in der Normandie teil.

1945 wird er wegen seiner prokommunistischen Haltung aus der U. S. Army entlassen. Drei Jahre später erscheint der Weltbestseller „Crusaders“. 1952 gibt Stefan Heym aus Protest gegen den Koreakrieg alle militärischen Auszeichnungen zurück und siedelt nach Ostberlin über.

In der DDR spitzt sich in den 50er-Jahren Heyms Auseinandersetzung mit dem System zu, das seiner Auffassung nach „den Sozialismus zu einem Zerrbild der Idee entstellt“. 1972 erscheint „Der König David Bericht“, Heym wird im Westen zum meistgelesenen DDR-Autor. Nachdem er 1976 gegen die Biermann-Ausbürgerung protestiert, ist er im Osten nur mehr geduldet. Er wird aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen und wegen eines Devisenvergehens verurteilt.

Auch nach der Wende wird Heym nicht ruhiger. Er, der nie einer Partei angehörte, lässt sich bei der Bundestaswahl 1994 von der PDS aufstellen – und gewinnt ein Direktmandat. 1995 legt er aus Protest gegen eine geplante Diätenerhöhung sein Mandat nieder. Nach schwerer Erkrankung erschien kürzlich sein Roman „Die Architekten“ bei Bertelsmann. AM

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