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Aus dem im Februar 1992 durchgeführten „Kolloquium Reichstag“ geht nicht nur die erste Diskussion um eine Wiedererrichtung der Kuppel „als Zeichen der Volkssouveränität“ hervor, sondern es folgen auch zwei Wettbewerbe. „Den Wunsch nach Einheit verkörpern“ solle das neue Parlament, heißt es in der Ausschreibung zum Wettbewerb 1992. 80 internationale Vorschläge erreichen die Kommission. Die Entwürfe „Tankstelle“, „Tulpenzwiebel“ und „Suppenschüssel“ (Berliner Volksmund) belegen schließlich gleichberechtigt den ersten Platz. Sir Norman Foster will den Reichstag mit einem riesigen Baldachin überspannen, Santiago Calatrava ihm eine tulpenförmige Kuppel aufsetzen und Pi de Bruijn einen schüsselförmigen Plenarsaal anbauen – gemeinsam sind den Entwürfen die hohen Kosten. Der Bundestag beauftragt schließlich den Briten Foster mit dem Umbau. Im Fraktionen-Streit um die Wiederrichtung der Kuppel kommt es 1994 zu einem Kompromiß: „halbes Ei“ statt historisierenden Wiederaufbaus. „So schön und nützlich wie ein Feuerwerk“, bekrittelt der Direktor des Deutschen Historischen Museums, was der Bundestag nach zwanzig Jahren Debatte am 25. Februar 1994 knapp entscheidet: Künstler Christo darf das Streitobjekt in 100.000 Quadratmeter aluminiumbeschichtete Plastikfolie einwickeln vulgo „verhüllen“. Die privat finanzierte Aktion im Sommer 1995 zieht Millionen von Besuchern an. Danach beginnen die Bauarbeiten. Foster bricht aus dem Reichstag erst einmal 48.000 Tonnen Bauschutt heraus – dreimal soviel wie dreißig Jahre zuvor Baumgarten, dessen Werk damit auf der Schutthalde landet. Dafür kommen vergessene Treppenhäuser und die „Russen-Graffiti“ zum Vorschein. Richtfest ist am 26. September 1997.

Ein Jahr später zieht der Bundestags- Adler ein. Zunächst aber wieder: Debatten um dessen Erscheinungsbild. „Kontinuität“, soll der Rückgriff auf den vollschlanken Bonner Greif ausstrahlen. In einer Kampfabstimmung mahnt der Ältestenrat Foster im Juni 1998 zur Rückkehr zur „fetten Henne“. Der dritte Parlamentsadler sieht seinem Vorgänger zum Verwechseln ähnlich, hat aber einen schlankeren Hals und erstmals eine Rückseite – er schwebt frei im Raum.

„Es gibt kein Reich mehr, also auch keinen Reichstag“, findet Bundestagspräsident Wolfgang Thierse im März 1999 und initiiert kurz vor Eröffnung noch einen Richtungsstreit um den Namen. Sein Vorschlag: Plenarbereich Reichstagsgebäude. „Unverkrampft“ dagegen wie der Bundespräsident selbst (1994) wird auch Roman Herzogs NachfolgerIn am 23. Mai 1999 im Reichstag gewählt. Ab September finden die Plenarsitzungen in Berlin statt. Der Beginn einer neuen Kontinuität ist fortan zu wünschen, denn von den 105 Jahren seines Bestehens hat der Reichstag bis dato nur ein Drittel der Zeit seiner eigentlichen Bestimmung als Parlament gedient.

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