zahl der woche: Der Ölpreis und die Heizkosten
Emanzipation vom Markt
Es gibt drei Möglichkeiten: Wegen des hohen Rohölpreises wird man sich jetzt entweder warm anziehen müssen, beim Blick auf die Heizkostenrechnung sich schütteln – oder schlichtweg frieren.
Allerdings war das alles schon einmal viel extremer: Die Heizkostenentwicklung ist heute lange nicht mehr so abhängig von der Ölpreisentwicklung wie vor 1973. Nach der damaligen Energiekrise investierte die Wirtschaft kräftig in neue Techniken, weshalb Heizanlagen heute effizienter arbeiten, Wärmedämmung Normalität geworden ist. So hat sich der Ölverbrauch zu Heizzwecken in 25 Jahren um ein Drittel reduziert. Bei Heizkesseln sind Niedertemperatur- und Brennwerttechnik die Zauberworte, die ein Drittel der verbrannten Heizölmenge überflüssig gemacht haben. Derart wird Abwärme reduziert oder wieder verwendet. Andere Erfindungen wie das Thermostatventil und bessere Isolierung der Heizrohre helfen ebenfalls den Rohstoffverbrauch deutscher Haushalte zu drosseln.
Energie sparende Heizsysteme sind direkte Folge von Selbstverpflichtungen der Industrie. Die wurden abgegeben, um Emissionen zu drosseln. Ganz uneigennützig sind diese Auflagen natürlich nicht. Die Wirtschaft sichert sich damit auch ihren Platz bei umweltfreundlichen Zukunftstechnologien. Dem Trend des Ein-Drittel-Energiesparens folgt auch das Bundesumweltministerium mit seinem Klimaschutzprogramm, das die in Kioto gesetzten Klimaziele verwirklichen soll. Aber alles Schreien nach Industrie und Politik hilft nichts: Gerade beim Energiesparen ist jeder gefragt, die Ein-Drittel-Marke zu erreichen.
Generell hat Heizöl als Energieträger an Bedeutung verloren. 1973 war es mit mehr als der Hälfte am Primär-Energieverbrauch beteiligt. Heute sind es nur noch etwa vierzig Prozent. Erdgas und Kernenergie haben einen höheren Anteil, während Kohle als Energielieferant ebenfalls weniger wichtig ist als vor 25 Jahren. Ein Drittel Heizölreduzierung in 25 Jahren – das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange: Techniker haben ein weiteres Sparpotenzial von einem Drittel ermittelt, das schon in naher Zukunft umgesetzt werden kann. Wenn Wirtschaft, Verbraucher und Ölpreis es nur wollen. KATHRIN BURGER
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