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zahl der wocheAfrikas Schrumpfparadies

Das Bruttosozialprodukt in Simbabwe fällt und fällt

Eine schlechte und eine gute Nachricht hatte Simbabwes Finanzminister Simba Makoni, als er am Donnerstag vor dem Parlament den Staatshaushalt 2002 vorstellte. Die schlechte: Simbabwes Bruttosozialprodukt schrumpft dieses Jahr um 7,3 Prozent. Das Prokopfeinkommen fällt damit von 421 auf 385 US-Dollar. Die gute: Im Jahr 2002 soll das Minuswachstum nur 5,3 Prozent betragen.

„Wir sind Schlusslicht des südlichen Afrika“, sagte Makoni in einem seltenen Anflug von Ehrlichkeit. Exporte und ausländische Investitionen seien nahezu eingestellt, gab er zu. Jeder Teil der Volkswirtschaft ist betroffen: der Bausektor (Wachstum 2001: - 2 Prozent), das Transportwesen (- 3,5), der Bergbau (- 4), der Dienstleistungsbereich (- 9,1), und natürlich die Landwirtschaft (- 12,2).

Letzeres – das sagte Makoni nicht – ist Folge der massenhaften illegalen Landbesetzungen durch regierungstreue Milizen, die zur Vertreibung tausender Farmarbeiter geführt haben. Seit ihrem Beginn vor anderthalb Jahren sind nach jüngsten offiziellen Angaben 4.558 Farmen besetzt und 8,8 Millionen Hektar Land beschlagnahmt worden – 40 Prozent des simbabwischen Agrarlandes. Nach Presseberichten ist Simbabwe jetzt im Begriff, enteignetes Land libyschen Geschäftsleuten anzubieten.

Zusätzlich zur Inflationsrate von 86 Prozent im September und einer Arbeitslosenquote von 60 Prozent bedeutet das Minuswachstum die Verelendung des Großteils der simbabwischen Bevölkerung, von der schon jetzt 70 Prozent unter der Armutsgrenze leben. Präsident Robert Mugabe hat dagegen auch schon ein Rezept: Preiskontrollen und Verstaatlichung bankrotter Privatunternehmen. „So kann der Sozialismus, den wir wollen, zu funktionieren beginnen“, sagte der Staatschef Mitte Oktober.

Der Finanzminister hat nun in seiner Haushaltsrede staatliche Großbauprojekte und höhere Sozialausgaben angekündigt. Wo das Geld dafür herkommt, bleibt sein Geheimnis. Ausgeklammert hat Makoni in seiner Rede die Ausgaben für Polizei und Militär. Diese sensiblen Bereiche sind nichts für die Öffentlichkeit. D.J.

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