zahl der woche: USA erhöhen die Agrarsubventionen
Milliarden bringen neuen Streit
Die USA geben weitere 73 Milliarden Dollar aus, um ihre Handelspartner zu ärgern. Am Donnerstag hat das Repräsentantenhaus mit satter Mehrheit die so genannte Farm Bill beschlossen. Senat und Präsident werden in Kürze folgen. Dieses Gesetz regelt die Subventionszahlungen an die Landwirte der Vereinigten Staaten. Über die nächsten zehn Jahre werden etwa 180 Milliarden Dollar an staatlichen Hilfen fließen. Das ist nicht nur viel Geld, das ist eine Steigerung um 73 Milliarden Dollar (81 Milliarden Euro) oder 70 Prozent. Und zwar vor allem nach dem Prinzip „wer viel produziert, kriegt auch viel“, schön verteilt nach den Regionen zur Kongresswahl im Herbst.
Das ärgert nicht nur manche Steuerzahler in den USA, sondern vor allem Agrarproduzenten weltweit – also fast alle Staaten, ob nun Verbündete oder Feinde der Nordamerikaner, ob nun Entwicklungs- oder Hightech-Land. Denn mit den erneut höheren Subventionen für US-Farmer wird der internationale Dumpingkampf für Lebensmitttel weiter angeheizt. Die Welthandelsorganisation WTO kann bald eine eigene US-Abteilung eröffnen. Schließlich ist die halbe Welt und vor allem die EU schon bei ihr vorstellig geworden wegen der von Bush Junior verhängten Importzölle auf Stahl. Und Kanada ist verschnupft, weil die USA Holzimporte aus dem Nachbarland beschränkt haben – auch nicht gerade ein unsensibles Thema für das waldreiche Nordland.
Dass es auch in den USA vielen Bauern schlecht geht, bestreitet kaum jemand. Die Frage ist nur – warum? Die Organization for Competitive Markets (www.competitivemarkets.com, eine Organisation mit Beteiligung des US-Verbraucheranwalts Ralph Nader) hat eine Erklärung abseits von Missernten und Wirtschaftskrise: die zunehmenden Monopole in der Verbreitung der Lebensmittel in den USA. So kontrollieren dort die vier größten Schlachtkonzerne 83 Prozent des Rindfleisches und 63 Prozent des Schweinemarktes.
Mit ihrer Marktmacht drücken die großen Verarbeiter einerseits die Farmer und treiben andererseits die Preise im Verkauf nach oben. So lässt sich schön Profit machen. Die mystisch verklärten amerikanischen Cowboys und die kleinen Farmer aus den Fernsehserien kann dann die Regierung retten. Das kommt einem nun wieder ein bisschen wie in der EU vor. Da müssen auch bald für jeden Feldrain Umwelthilfen an die kleineren Landwirte bezahlt werden, weil sonst von den Alpen bis zum Wattenmeer nur noch Agrarfabriken oder Dornenbüsche wachsen. Aber ob der dann amtierende deutsche Finanzminister auch 73 Milliarden Dollar übrig hat? REINER METZGER
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