piwik no script img

wortwechselMit euch ist wirklich kein Sozialstaat zu machen …

Enttäuschung, Wut, Ratlosigkeit – ein Drama. Inzwischen haben nicht nur ehemals treue Grünenwähler die Nase voll, sondern auch gebeutelte Funktionäre und die grüne Jugend

„Fertig, weil ihr es seid. Die beiden Vorsitzenden der Grünen geben überraschend ihr Amt auf. Was der Rückzug für die Partei bedeutet“, taz vom 26. 9. 24

Der Klimawandel ist da!

Neustart – zu welchen Zielen? Das Thema der Grünen schlechthin – der Klimawandel – bleibt gesetzt, da hilft kein Verdrängen, kein Leugnen. Die Mühsal, den Wandel abzumildern, gar zu gestalten, findet weniger Zuspruch. So nimmt der Wandel seinen Lauf. In spätestens 8 Jahren, also schon 2032, werden die 450 ppm CO2 in der Atmosphäre, die Ursache für die Erderwärmung, um 2 Grad überschritten haben. Ohne Gegenmaßnahmen erreicht uns das noch schneller und heftiger. Es ist wahrlich kein Rosengarten, den die Grünen versprechen – aber die Voraussetzung „to overcome“. Ob die Vermögenden zugunsten des Überlebens an ihren Pfründen rütteln lassen werden? Das wird entscheidend sein. Die Armen müssen die Belastungen mittragen. Dass die Grünen Ablehnung, bis Hass auf sich ziehen, zeigt, wie sehr sich ihre unterschiedlichsten Gegner attackiert fühlen – wie unerträglich auch ihnen der Zwang des Klimawandels ist. Klaus Warzecha, Wiesbaden

Der Abstieg der Grünen, die bis dahin sogar als Volkspartei gehandelt wurden und als fortschrittliche Konkurrenz zu SPD und Union erschienen, begann bereits mit der verpatzten Kanzlerkandidatur von Baerbock. Seitdem wurde die Partei immer konservativer und hat in der Regierung ihre Grundlagen als linke Klimapartei völlig zerstört, sodass auch überzeugte Anhänger in Zweifel gerieten und sich zunehmend abwendeten. Die Floskeln nach dem Rücktritt von Lang und Nouripour („große Stärke und Weitsicht“, „Hochachtung und Respekt“) verstärken nur noch den Eindruck, dass sich diese Partei weg von einer nonkonformistischen, fortschrittlichen und sympathischen Bewegung in das gewohnte, starre Parteiensystem integriert hat. So traurig. Jochem Pfriem, Bad Homburg

Ihr braucht Ökonomen!

Aus der jetzigen Koalition austreten? Keine gute Idee. Es ist so viel Gutes im Hintergrund bewegt worden, nur wurde es leider oft miserabel kommuniziert (Heizungsgesetz). Die noch verbleibende Zeit darf nicht durch ein Verlassen der Regierung verschenkt werden. Aber, liebe Grüne, könnt ihr nicht als neue Vorsitzende mal eine/n studierte/n Ökonom/in, am besten mit Wirtschaftserfahrung wählen? Damit endlich dieses Bashing aufhört: „Die haben alle keinen Berufsabschluss, kein fertiges Studium.“ Regina Ryba, Stockach

Krise bei den Grünen: Der Bündnisfall. Was für eine Partei wollen die Grünen in Zukunft sein? Der Rücktritt der beiden Vorsitzenden hat Diskussionen ausgelöst“, wochentaz vom 28. 9. 24

Leider haben sich die Grünen zu einer ganz normalen Partei zurück-entwickelt: Karriere und Machtstreben sind heutzutage die heimlichen Maximen. Standhaftigkeit, Ehrlichkeit und Verständnis für Schwächere – alles vorbei. Stattdessen werden faule Kompromisse eingegangen: CO2 -Verantwortung der Ressorts, Glyphosat, Asylthema, Pazifismus, das vereinbarte Klimaziel.

Dass Renate Künast zu dem Ausscheiden der Vorstände der Grünen Jugend nur zu sagen hat, dass sie darüber „nicht weint“ – das bezeichnet die Abgehobenheit, die Entfernung vom Leben in der Gesellschaft drastisch. Sie und andere Granden der Partei sollten sich in Weinkrämpfen auf dem Boden liegend winden, dass ihnen die jungen Leute davonlaufen. Sie haben nicht verstanden, was junge Leute bewegt. Stattdessen wird sehr viel Schönfärberei betrieben – es klingt halt gut.

Perkele auf taz.de

Linke Klimapartei? Aus!

Wenn inzwischen niemand in den Parlamenten die Klimakatastrophe überhaupt zur Kenntnis nimmt, dann ist es jetzt an der Zeit, dass eine ökologische Sammelbewegung eine gemeinsame Liste auch bei Wahlen aufstellt, um die Klimaleugner von den Grünen über SPD, CDU, FDP, BSW und AfD aus den Parlamenten zu drängen, eigentlich gehören sie alle verboten! Es sind üble Karrieristen unter den Grünen, die ihre Wähler verraten.

Dietmar Rauter auf taz.de

Die Grünen haben fertig. Wenn die Gesellschaft nach rechts gerückt ist, heißt das nicht, dass linke Parteien auch nach rechts rücken müssen, und wenn sie es tun, dann sind sie halt nicht mehr links. Okti auf taz.de

Die (linksgrüne) Minderheit kann nur darauf hoffen, dass sie eine zurzeit vakante Position besetzt: die einer ökologisch-sozialen Partei, die es wagt, auch die Systemfrage zu stellen – was das Risiko beinhaltet, in Schönheit zu sterben.

Klabauta auf taz.de

Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die sich gerne für ökologische Politik, Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen wollen, sich aber vom linken Flügel der Grünen eher abgeschreckt fühlt. Eine nicht-linke Partei mit ökologischem Schwerpunkt hat morgen meinen Mitgliedsantrag. Jürgen Meyer auf taz.de

Wie wäre es, mal wieder kommunal was anzustoßen? Man kann bei Energiewende und Klimaschutz so vieles kleinteilig machen und die Menschen dabei mitnehmen. Wir sind ein Land von Selbermachern, aber Förderung für Maßnahmen an Wohnungen und Gebäuden gibt es nur, wenn alles von Firmen gemacht wird und vom teuren Berater abgenommen wird. Axel Schäfer auf taz.de

Erinnern Sie sich an die Studie, dass die Grünen-Wähler sich etwa genauso stark in ihre Blase zurückziehen wie die AfD-Wähler? Die Grünen erfüllen gerade eine wichtige Funktion für die Gesellschaft. Sie nehmen diese Klientel, die als akademisch gebildete obere Mittelschicht gesellschaftlich wichtige Positionen besetzt, mit in die Veränderung. Indem sie Grundsatzfragen stellen. Das muss Konflikte hervorrufen. Da wird ja Lebenssinn infrage gestellt. Rero auf taz.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen