piwik no script img

wortwechselWie lösen wir unsere Ost-West-Konflikte?

Ist die Diskursmacht in Deutschland ungleich verteilt?, fragen sich die taz-LeserInnen. Die Auswirkungen der Coronapandemie beschäftigen die Menschen nach wie vor

Klassenkampf?

„Wie wär ’s mal mit der Klassenfrage?“,

wochentaz vom 20. – 26. 4. 24

Ich stimme Gunnar Hinck zu. Wir sollten mal wieder über die Klassenfrage reden, und ich ergänze: die Klassenkämpfe.

Gut sein Hinweis, dass der Staatliche Pensionsfonds des Königreichs Norwegen der größte Einzelaktionär des Wohnungskonzerns Vonovia ist. Um einen aktuellen Überblick über „Wem gehört unsere Republik?“ – gab es mal als Buch vor langer Zeit vom Eichborn Verlag – zu bekommen, wäre eine Neuauflage, bei welchem Verlag auch immer, sehr sinnvoll.

Hans-Leo Bobber, Witten

Respekt

„Wer hat zu ‚Kling Klang‘ getanzt?“

wochentaz vom 20. – 26. 4. 24

Lieber Herr Unfried, Sie schreiben: „Eine volle Tanzfläche bei ‚Kling Klang‘ wird es nicht reißen, aber es wäre ein Anfang, eine Geste des kulturell-biografischen Res­pekts, die du und ich uns echt abringen sollten.“ Das ist ein wundervolles Beispiel, wie der ganze Ost-West-Diskurs läuft.

Wir Ossis kommen darin als Objekte vor. „Du und ich“ sind West-Leser*in und West-Autor. Sie raten der West-Leser*in, nett zum Ossi zu sein. Dass Ossis zu Ihren Le­se­r*in­nen gehören, scheinen Sie nicht zu wissen oder für nicht so wichtig zu halten. Dieses Über-die-Ossis-Reden ist Teil der fortgesetzten Demütigung, die jetzt seit 35 Jahren anhält. Sie wollten eigentlich das Gegenteil mit Ihrem Artikel tun, aber Sie haben gezeigt, dass das alles nicht so einfach ist.

Stefan Müller, Berlin

Befremden

„Wer hat zu ‚Kling Klang‘ getanzt?“,

wochentaz vom 20. – 26. 4. 24

Meine Antwort: Ja, habe ich, schon oft, ohne mir über die Bedeutung im Klaren zu sein. Ursprünglich aus Niedersachsen und über Berlin lebe ich seit 1998 in Mecklenburg. Das Befinden der Menschen hier ist in Ihrem Artikel gut getroffen, wahrscheinlich auch im zitierten Kursbuch 211 von Ines Geipel, das ich nicht gelesen habe. Ich bin immer noch daran interessiert, die teils befremdlichen Befindlichkeiten der Menschen hier nachzuvollziehen. Ihr Artikel hilft mir dabei.

Gabriele Hoffmann, Mecklenburg

Erbe ist Macht

„Demokratie resonant machen“,

wochentaz vom 20. – 26. 4. 24

Es gab ein grundlegendes Unrecht, das den Menschen der DDR angetan wurde und das Ute Scheub nicht erwähnt: Dem Volk war die Verfügung über das individuelle Vermögen entzogen worden, indem man alles in „Volksvermögen“ verwandelt hatte. Es gehörte angeblich allen.

Anstatt nun das Volksvermögen bei der Wiedervereinigung dem Volk zurückzuerstatten, entschied die BRD, es in kapitalistisches Privatvermögen zu verwandeln. Die sogenannte Treuhand übernahm und verteilte alles an die Reichen aus dem Westen. In der DDR blieb keiner, der endlich wieder was zu vererben gehabt hätte. Während also die BRD heute von Erben beherrscht wird, gab es in der DDR nichts zu vererben, und das dürfte sich bis heute wenig verändert haben.

Wir brauchen ein Gesetz, wonach jedem Bürger ein gewisses Erbe zusteht. Denn auch im Westen nimmt die Zahl ­derer zu, die mit ihrer Arbeit nicht mehr genug verdienen können, um später was zu vererben.

Barbara Höhfeld, Frankfurt am Main

Spielregeln

„Demokratie resonant machen“,

wochentaz vom 20. – 26. 4. 24

Unter Demokratie verstehe ich echte bürgerliche Teilhabe, Diskussionen, bis es raucht, und keine Zettelwirtschaft alle paar Jahre. Sicherlich ist dieses Verfahren anstrengend und aufwendig. Bis man einen Konsens gefunden hat, vergehen Monate, vielleicht auch Jahre, aber es würde sich lohnen.

Das Argument von Frau Scheub, als ­Element zur Ergänzung der parlamentarischen Demokratie Bürgerräte, Volksbegehren und so weiter zu schaffen, kann ich nur zum Teil unterstützen. Frau Scheub, so verstehe ich sie, akzeptiert die „parlamentarischen Spielregeln“. Für meinen Teil kann ich feststellen, dass das System aus dem Ruder läuft. Das Parteiensystem unterstützt Korruption, Postengeschacher und Lobbyismus; wirtschaftliche Interessen stehen im Vordergrund. Das Kapital sagt, wo es langgeht, und das „parlamentarische System“ gehorcht. Die medialen Aufgeregtheiten sind da nur willkommen, weil sie so oft als Ablenkung dienen. Umwelt und Klima sind nur ein lästiges Randthema für die Regierenden, fürs Parlament, egal welchen Parteien sie angehören. Man möchte schließlich unter sich bleiben. Ich würde nicht von einer „Erweiterung von Demokratie“ sprechen, sondern das ganze System gehört nach meiner Meinung auf den Prüfstand.

Volker Döhler, Stuttgart

Pandemie

„Ausgebremst“,

wochentaz vom 20. – 26. 4. 24

Ihr Artikel hat wieder einmal eindrucksvoll erwiesen, dass es sich bei Corona und insbesondere auch bei Long Covid schon um die Auswirkungen einer lebensbedrohlichen Pandemie handelt(e), die nicht nur in der Rückschau doch manchmal allzu sehr verharmlost wird und wurde.

Ihrem Freund alles Gute für eine hoffentlich bald erfolgende Genesung!

Das einzige Manko am Artikel ist die fehlende Beantwortung der Frage nach einer erfolgten beziehungsweise nicht erfolgten Impfung (oder habe ich es überlesen?), für mich immer noch der entscheidende Faktor der Pandemiebekämpfung.

Josef Dombrink, Hemer

Störungen

„Ausgebremst“,

wochentaz vom 20. – 26. 4. 24

Was zu Beginn geschildert wird, erinnert Psychotherapeuten eher an eine klassische Angststörung. Auch diese können fatal ablaufen, vor allem im Fall von zunehmendem Rückzug. Es kommen dann diverse körperliche Beschwerden hinzu, wie sie auch für Angststörungen sehr typisch sind.

Dann wird das Ganze von jemand als Post-Covid-Störung gedeutet, insbesondere wegen inzwischen aufgetretener chronischer Erschöpfung. Damit kommt ein zusätzlicher Angstfaktor dazu. Es ist also naheliegend, dass hier Wechselwirkungen zwischen psychischen Faktoren, Körpererleben und körperlichen Beeinträchtigungen bestehen, die sich bis zu der geschilderten Ausprägung steigern können.

Ein Festhalten an der Idee einer kör­perlichen Ursache ist nach Befunden in der Fachliteratur für die Erkrankten eher ungünstig. Tröstend ist, dass die Wahrscheinlichkeit für eine langfristige ­Gesundung hoch ist.

Henning Schauenburg, Heidelberg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen