wortwechsel: „Freundliche Mitreisende halten quäkende Kinder“
Eine Bahnreise mit Kindern kann sich bei der DB zur Strafexpedition entwickeln. Der taz-Text „Der Albtraum jeder klimabewussten Familie“ traf einen Nerv bei vielen taz-LeserInnen
„Der Albtraum jeder klimabewussten Familie“, taz vom 19. 7. 19
DB Abenteuerurlaub
Ich nehme an, dass der Leserbriefkasten überquillt mit Zuschriften zu diesem punktgenauen Artikel zum Thema Bahnreisen mit Kindern. Zum Beispiel von den Eltern mit Babys, die letzten Mittwoch in den beiden sogenannten Familienabteilen neben uns fuhren, weil es ihnen auch nicht gelungen war, das einzige Kleinkindabteil des ganzen Zuges zu ergattern. Und vermutlich war das nicht nur letzten Mittwoch so, sondern so geht es 365 Mal im Jahr. Ja, genau – die Essensreste auf dem verdreckten Boden und für Kinderwagen kein Platz.
Eine Steigerung des Spaßes, mit Baby Bahn zu fahren, ist übrigens, mit zwei Babys Bahn zu fahren, zum Beispiel mit Zwillingen! Für Zwillingskinderwagen ist nun einmal wirklich gar kein Platz im ICE. Das kann man bei der Buchung aber weder mit der DB-App verhandeln noch weiß es ein Reisebüro; man erfährt erst direkt am Zug von verzweifelten Zugbegleiter*innen, dass es da noch ein Rollstuhlabstell-Abteil gibt am entgegengesetzten Ende von den „Familienabteilen“, wo man den Kinderwagen aber auch nicht reinschieben, sondern nur reinkanten kann, die quäkenden Kinder halten derweil freundliche Mitreisende.
Zum „Familienabteil“ dann also mit beiden Kindern auf beiden Armen, nebst Zubehör am dritten Arm durch die sommerlich gefüllten Gänge des halben Zuges! Und natürlich auch wieder zurück. Hatte ich schon erwähnt, dass der Fahrstuhl auf dem Bahngleis des Umsteigebahnhofs am entgegengesetzten Ende des Rollstuhl/Fahrrad/Kinderwagen-Abstellabteils liegt? Immerhin gab es dort einen Fahrstuhl – am bayrischen Zielbahnhof gibt es dann nicht einmal den. Mit noch etwas mehr Zynismus könnte die DB „Bahnfahren mit Kindern“ als Abenteuer und Fitness-Event bewerben! Ursula Schauer, Lunestadt
Niemals ohne Pausen
Liebe taz, in Ihrem Geschreibsel vom Albtraum gehen Sie von genau einer Zugfahrt aus. Und diese geht von Berlin nach Basel. Meinen Sie wirklich, dass eine Fahrt dieser Distanz nur durch die Versäumnisse der DB zur Anstrengung für Eltern wird? Ja? Dann kann ich Ihnen nur raten, Ihr Kind umgehend zur Adoption freizugeben.
Ich selbst finde stundenlang im Zug sitzen selbst in schönen Landschaften irgendwann sehr unentspannt. Mit dem Nachtzug kam ich ausgeschlafen am Ziel an und habe mir dabei noch Kosten für eine Übernachtung vor Ort gespart. Mit Kindern haben wir niemals eine Reise – gleich mit welchem Untersatz (Fliegen war jedoch niemals eine Option) – ohne Pausen geplant. Und erzählen Sie mir nichts: Von Leipzig nach Tübingen dürfen Sie sogar umsteigen – mit Kind(ern), Gepäck und Kinderwagen. In der Stuttgarter Baustelle ein Vergnügen! Richtig, weil man eben gleich einplant, die Baustelle anzusehen und trotz Kind(ern), Gepäck und Kinderwagen ein Eis in der Fußgängerzone zu essen. Eine Bahnkundin
Gebt uns Nachtzüge!
Zu den Forderungen an die DB würde ich noch hinzufügen: Dringend wieder Nachtzüge einführen! Jahrzehntelang konnte man über Nacht zum Beispiel von Hamburg oder sogar Kopenhagen nach Paris fahren und am nächsten Tag die Reise in aller Ruhe fortsetzen. Das habe ich jahrelang mit meinen Kindern gemacht. Jetzt ist es stressig und anstrengend, wenn man tagsüber die ganze Strecke fahren muss. Doris Connan, Bremen
Spielplätze am Bahnhof!
In den letzten vier Jahren hat sich eine Menge getan. Für die Kleinkindabteile muss immer noch früh gebucht werden, aber der Familienbereich ist dazugekommen und im neuen ICE von Berlin nach München gab es jetzt auch deutlich mehr Platz für Buggys und Gepäck. Aber ja, die Bahnfahrt dauert länger und das bedeutet, dass wir unsere Kinder länger betreuen, bespaßen müssen. In diesem Sinne fände ich übrigens Spielplätze direkt am Bahnhof eine tolle Sache, da würde ich auch mal auf halber Strecke einen Anschlusszug später nehmen, damit sich die Kinder mal austoben können.
Uwe auf taz.de
Die Lounge – ohne Kind?
@uwe Allein im Frankfurter Flughafen gibt es neun schicke Spielplätze mit unterschiedlichen Themenwelten. Die Benutzung der öffentlichen Toiletten ist kostenlos, der Flughafen ist gepflegt und ein gut bewachter Sicherheitsbereich. Da muss die Deutsche Bahn erst mal herankommen. Mich ermüden diese kleinkarierten Diskussionen mit DB-Mitarbeitern, ob das auf dem Ticket ausgewiesene Familienkind mit in die Lounge darf, da das Ticket angeblich nur für eine Person gilt – zuletzt geschehen in Frankfurt Hauptbahnhof. Als Bahn-Kunde mit Kind bist du immer in der Beweis- sowie Nachweispflicht und durchläufst eine Qualifikation zum Tarif- und Terminologieexperten für ÖPNV.
Kreien auf taz.de
Hundeelend
„Die einzigen Menschen, die als Fahrgäste vielleicht noch schlechter gestellt sind als Menschen mit Kindern unter 14, sind Menschen mit Hunden. Die zahlen nämlich ein Kinderticket von 6–14 Jahren für den Hund, kriegen dann aber nur einen Platz für den Menschen reserviert. Wenn der Hund nicht in eine Tasche passt oder ein besonderes Talent hat, auf einer Pfote auf Frauchens Kopf zu balancieren, wird das schwierig.“ Vielen Dank für diese brillante Beschreibung! Damit hatten wir viel Spaß beim Frühstück. Ansonsten eine gute Beschreibung des Bahnalltags.
Gesunder Menschenverstand auf taz.de
Internationale Netze
Das deutsche Bahnnetz ist sehr engmaschig und eines der ältesten der Welt. Wenn man, wie in Österreich, viel weniger Haltestellen und Kilometer hat oder wie in Japan alles am Reißbrett planen kann, ist es klar, dass dort alles besser funktioniert. Sven Svarson auf taz.de
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