wochenübersicht: lautsprecher: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Am Dienstag wird in der so alteingesessenen wie verdienstvollen Schule für Erwachsenenbildung wieder einmal im Rahmen eines Utopie-Seminars über Staat und Markt doziert und diskutiert, diesmal lautet die Leitfrage: „Von Ideologisierung, Ökonomisierung und Marktfundamentalismus – wie schaufeln wir uns von Manipulation und Zwängen frei?“ Der gute alte und lieb gewonnene Begriff Neoliberalismus wird in den Referaten auch auftauchen, die Frage: Warum eigentlich Neo-? aber wohl nicht gestellt werden. Sie ist ja auch unmodern.
Am Donnerstag wird in der Alice-Salomon-Fachhochschule über diejenigen Straßen in Mahlsdorf und Kaulsdorf informiert, die einst nach verdienten jüdischen Mitbürgern benannt waren, seit den Nazis und ihren dienstbeflissenen Helfern in den Amtsstuben jedoch anders heißen, wenn vielleicht auch inzwischen nicht mehr unbedingt nach Nazis. Dieser Ehrentzug ist – auch wenn Anlieger, die um ihre paar Briefbogen fürchten und um den erheblichen geistigen Aufwand, einen neuen Straßennamen internalisieren zu müssen, das anders sehen – mehr als ungerecht. Deswegen wird dann auch am Samstag am S-Bahnhof Mahlsdorf vermittels einer Kundgebung vor Ort auf dieses Unrecht hingewiesen, zugleich wird auch eine Rückbenennung der Straßen gefordert. Das traurige Beispiel der wenigen bisherigen Versuche allerdings, die allesamt gescheitert sind, lässt die Aussichten für solche Rückbenennungen gering erscheinen.
Am Sonntag schließlich wird in der New Yorck 59 ein Dokumentarfilm über die diversen Protestbewegungen in Kreuzberg zwischen 1970 und 1984 gezeigt, die ja damit endeten, dass das Ghetto zum Ökokiez wurde (schade für Bushido!). Der Titel des Films allerdings, „Ein Gespenst geht um“, lässt fürchten, dass da etwas sehr platt erzählt wird.
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