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wie machen sie das?Die Text- Interpretin

Lea Kalbhenn, 29 Jahre alt, ist Synchronsprecherin

taz am wochenende: Frau Kalbhenn, Sie müssen beim Synchronsprechen auf Knopfdruck völlig andere Personen oder sogar Dinge stimmlich darstellen. Wie machen Sie das?

Lea Kalbhenn: Man hat manchmal pro Tag mehrere Rollen, die stark variieren. Das kann eine zickige Teenagerin sein, eine besorgte Mutter oder eine verrückte Zeichentrickfigur. Es ist ähnlich wie bei Schauspielern: Ich versuche, mich schnell in die Rolle hineinzuversetzen. Deshalb ist es mir sehr wichtig, dass ich mich wirklich konzentriere und einfühle und vom Regisseur wenn möglich noch erfahre, was die Hintergrundgeschichte ist. Oft ist es so, dass man erst im Studio erfährt: Das ist die Rolle, das ist dein Text, das ist die Situation – go!

Und wenn es eine ganz komische Rolle ist?

Man darf sich nicht zu viele Gedanken beim Sprechen machen. Auch ein grüner Alien darf einem nicht peinlich sein!

Wie pflegen Sie Ihre Stimme?

Theoretisch müsste ich mich jeden Morgen aufwärmen … Mache ich leider nicht. Ich lutsche Bonbons und trinke viel Tee. Manchmal muss ich Abendverabredungen absagen, weil meine Stimme kratzig geworden ist, und ich sie dann schonen muss. Ich habe Stimm- und Atemtraining, um meine Stimme richtig zu benutzen. Meine Stimmbänder sind wie bei einem Profisportler die Gelenke, sie werden ständig belastet.

Wie sind Sie zu dem Job gekommen?

Mit 17 war ich bei einem Casting für eine Rolle, die sehr schnell und überdreht gesprochen werden musste. Da hab ich gut gepasst; und das war der Anfang meiner Karriere. Die Serie lief sieben Jahre lang, da konnte ich sehr viel lernen und mich in den Job hineinentwickeln.

Was sprechen Sie am liebsten?

Arthouse-Filme mache ich gerne. Und Kinofilme. Zuletzt habe ich eine Hauptrolle in „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ gesprochen. Ich war total aufgeregt, ob wirklich alles gut geworden ist. Paradoxerweise hatte ich Angst, dass ich mich irgendwo versprochen habe, dabei kann das ja gar nicht passieren.

Was ist Ihr Ziel?

Die Leute denken oft, dass man nur einen Hollywoodschauspieler sprechen muss und dann ausgesorgt hat. Das ist ein Trugschluss. Selbst ein Johnny Depp dreht im Jahr nur ein bis zwei Filme. Das sind maximal zwei Wochen Arbeitszeit für den Synchronsprecher. Davon kann niemand leben – Wir verdienen leider nicht so viel wie ein Johnny Depp. Es ist wichtiger, in vielen Serien drin zu sein, dadurch entsteht Kontinuität. Ich spreche auch Werbung, Dokus, Hörbücher und moderiere im Radio. Die Vielseitigkeit ist wichtig, dann kann ich mich auch weiterentwickeln.

Nicola Schwarzmaier

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