weinprobe: Wettertropfen
13-prozentiger Donner
Der Sommer ist ein Regenloch, da können die Marketingstrategen einem noch so sehr von leichten, jungen Weinen für die Sommersaison vorschwärmen. Der spanische 98er Crianza aus dem Hause Lagrima Virgen ist ein 13-prozentiger Donner und passt einfach besser. So dunkelviolett, wie er sich im Glas zeigt, scheint einem um zehn Uhr abends auch die Welt. Seine Aromen von Preiselbeeren und Brombeeren im Bukett und sein konzentrierter Geschmack nach reifem Obst wirken schwer auf Nase und Zunge. Beim International Wine Challenge hat der D. O. Carinena immerhin die Bronzemedaille abgeräumt.
Lagrima Virgen, Crianza 1998, Carinena, 13 %, ökologischer Anbau, erhältlich bei Vinos 28, Rosa-Luxemburg-Str. 28, Berlin-Mitte, Tel. 95 99 16 35. 5,70 €
Überraschendes Nordlicht
Sollte das Wetter doch mal besser werden: Südwestlich von Berlin, keine Bahnstunde entfernt, wächst Wein. Der Müller-Thurgau vom Werderaner Wachtelberg ist mittlerweile besser als sein Ruf. Als mir vor zehn Jahren das erste Mal ein Schluck in die Kehle kam, war der Vergleich mit sauren Gurken noch legitim. Dabei war dort, wo heute vor allem Obst angebaut wird, der Wein jahrhundertelang die Haupteinnahmequelle. So lebten in der Mitte des 18. Jahrhunderts zwar nur 192 Einwohner in Werder, davon waren aber 30 Weinmeister, die über 200 Weinberge mit einer Rebfläche von über 100 Hektar bewirtschafteten. Der trockene 2000er-Jahrgang kann sich durchaus sehen lassen. Fruchtig in der Nase, leicht und frisch auf der Zunge, Nuancen von Muskat und grünen Gewächsen wie Gras. Überraschend vor allem die geringe Säure. Wer wissen will, wie der Wein ins Glas kommt, kann jederzeit eine Weinbergsbesichtigung mit Kostprobe vereinbaren. Manfred Lindicke, der nördlichste Winzer der Republik, gibt gerne Auskunft über seinen unverdrossenen Kampf gegen zu wenig Sonne und gängige Vorurteile.
Werderaner Wachtelberg, Müller-Thurgau, Trocken, 2000, Dr. Manfred Lindicke, Kölner Str. 16, 14542 Werder, Tel. (0 33 27) 4 46 70, www.wachtel berg.de , 7,15 € CB
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen