was fehlt ...: ... die Haare
Das Material für Haarverlängerungen kam früher überwiegend aus Indien, weil dort die Schädelrasur als adäquater Ausdruck von Trauer gilt. Seit volles Haar mittels Extensions zur Grundausstattung konventioneller Schönheit zählt, ist der Markt explodiert – Menschenhaar ist ein begehrter Rohstoff geworden.
In Venezuela, einem Land mit ausgeprägtem Schönheitskult, zahlen Friseure umgerechnet rund 800 Euro für eine Portion Echthaar, die sie dann gewinnbringend an fremde Köpfe anknüfen. Nachschub dafür liefern auch die „Pirañas“ genannten Banden. Sie überfallen Frauen und rauben ihr Haar. Aus Angst vor dieser Gewalt tragen viele ihr Haar nicht mehr offen oder schneiden es gleich ganz ab.
Die Organisation „Haar der Hoffnung“ rief nun dazu auf, die Haare abzuschneiden und krebskranken Kindern zu spenden, die durch Strahlenbehandlung ihre eigenen verloren haben. Sie werden kostenfreie Perücken erhalten. Der Perückenmacher kennt sich gut damit aus: Er arbeitet sonst als Stylist beim Schönheitswettbewerb „Miss Venezuela“, wo er vor allem Extensions einflechten durfte.
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