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wahnsinnDie Grüne Woche, ein Getränkekiosk

Eine Ansammlung kleiner Schnapsbuden

Die „Grüne Woche“ ist wie ein großer Getränkekiosk. 1.570 Aussteller sind vertreten. Die Messebesucher müssen die Produkte im Gehen oder Stehen konsumieren. Viele haben noch ihre Winterjacken an. Denn die Garderobe kostet extra. Gegen das heiße Klima in den Hallen kaufen alle große Mengen Alkohol.

Bei den asiatischen Ständen gibt es Ginseng-Schnaps, in der Kanada-Abteilung „Feuerwasser“, Mexiko bietet Tequila. Bis mittags haben sich die ersten Grüppchen an den Caipirinha-Bars festgetrunken. Kenner halten sich an die tschechische Biertheke mit dem Schriftzug „Das Krusovicer Bier erhalten Sie im Berlin Gebiet in allen Getränke Hoffmann Filialen“.

Die anderen Besucher trinken Wein. Viele internationale Winzerfirmen lassen ihre Beschäftigten mit Schürze auftreten. Sie stehen in langen Reihen hintereinander und müssen die Vorübergehenden zur nächsten Weinprobe überreden. Das sieht ein bisschen nach Straßenstrich aus. Die wenigsten Passanten können widerstehen. Manche lassen sich mit erhobenen Gläschen fotografieren.

Interessant ist indes, wie die verschiedenen Länder ihr Getränkesortiment präsentieren. Deutschland findet zum Beispiel als Ansammlung kleiner Schnapsbuden vor gesichtsloser Landschaft statt. Als Beilage gibt es Würste. Manche sehen wie Spaghetti aus und heißen „Ostseewürmer“. Ein Außenseiterbetrieb aus Mecklenburg-Vorpommern verkauft zum Bier „Falafel aus dem Oderbruch“. Junge osteuropäische Staaten wie die unabhängige Republik Moldowa stehen dagegen in unbekannten Trachten hinterm Tresen. Eine Besucherin fragt einen kostümierten Wirt: „Wer seid ihr?“ Makedonien umgeht solch politische Brisanz: Auf einem verlassenen Tisch stehen einsam ein Gurkenglas und eine Flasche Korn. Bei den Kaffeeverkäufern aus Burundi brennen dicke Adventskerzen. Russland hat sich mit seinem Stand voller Wodka in die Biohalle verirrt. Die Schautafeln der Ukrainischen Genussmittelindustrie erzählen eine verworren poetische Geschichte über Liköre, „Rinden“, „Obsiproduktion“, Sonnenblumen und eine Bienenkrankheit.

Am Ende eines langen Messetages taumeln viele Besucher beschwipst durch die weiten Hallen. Im Durchgang 19 küsst sich ein Pärchen, um nicht umzufallen. Betrunkene Touristen suchen den Busbahnhof. Die Aussteller essen sich mit ihrem unverkauften Warenangebot wieder nüchtern. Man selbst würde am liebsten an der Finnlandtheke helfen. Der Finnische Wodka ist von Qualität. Die Fischwurst schmeckt auch gut.

KIRSTEN KÜPPERS

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