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vorlaufIkea-Therapie

„Die Anstalt – Zurück ins Leben“ (21.15 Uhr, Sat.1)

Das Spiel mit den Gemeinplätzen beginnt schon an der Pforte – eine dunkle Eichentür mit gusseisernem Gitter und schwerem, verriegeltem Schloss. So hat er also auszusehen, der Eingang einer geschlossenen Psychiatrie. Ein Ort, der früher einmal Irrenanstalt genannt wurde und dem die einfühlsame Sendeanstalt Sat.1 nun eine eigene Serie widmet.

Zwischen Schwester Stefanie und Onkel Doc ist der Platz für neue Krankenhaus-Formate im deutschen Fernsehen knapp geworden. Weswegen der Privatsender nun bis auf weiteres jeden Donnerstag übers Kuckucksnest fliegt – was bildästhetisch mit einer Bruchlandung in den auf diesem Sendeplatz gewohnt zweidimensionalen Pappkulissen endet. Die Stühle im Gruppentherapieraum sind aus dem Ikea-Katalog, die Gummizelle erinnert an ein popbuntes Viva-Studio. Und die oft hanebüchenen Einfälle der Dialogregie an die dortigen Moderationen.

Dabei will „Die Anstalt – Zurück ins Leben“ durchaus als ambitioniertes Projekt in die Annalen der Krankenhaus-Serien eingehen. Seit Wochen bereits schwärmen die beteiligten Darsteller in empathischen Trailern vom „authentischen Bild des Lebens in der Psychiatrie“, welches der Serie nachzuzeichnen gelungen sei. Oder vom „Abenteuer“, sich in einen psychisch kranken Menschen hineinzuversetzen. Schauspielen als Selbsterfahrung also. Die Zuschauer haben aber nicht wirklich etwas davon.

Denen begegnen die Patienten der psychiatrischen Klinik Rosental als eine Ansammlung überspannter Freaks. Niedliche Nerds, deren Seelenzustände und Gemütslagen hinter dicken Hornbrillen oder miefigen Polyester-Pullundern verborgen bleiben. Einmal mehr muss die Abweichung vom ästhetischen Mainstream als Manifestation einer psychischen Differenz herhalten. Anders sein hat eben auch anders auszusehen.

Vielleicht ist der Taxifahrer Philipp Keller letztlich eine Symbolfigur der heute ausgestrahlten Pilotfolge. Von seiner Vermieterin denunziert, landet er gewissermaßen versehentlich in der Psychiatrie. Ein Irrtum, der sich in der Schlussequenz aufklären wird. Wenigstens ihm bleiben weitere Folgen der „Anstalt“ erspart. CLEMENS NIEDENTHAL

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