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vorlaufSozialdrama in Stoibers Hinterhof

„Ghettokids“, (Fr., Arte, 20.40 Uhr)

Ein neuer Trend: Während sich viele Dokumentarfilme derzeit dem fiktionalen Genre annähern und Spielfilmelemente einbauen, funktioniert die Chose auch umgekehrt. Fernsehfilme werden bemüht, sich möglichst authentisch zu geben. Vorbei die Zeiten, in denen Billy Wilder die Intention hatte, gesellschaftliche Außenseiter in besonders faszinierenden Bildern zu zeigen, um – wie er sagte – Sympathien für Leute zu wecken, „die man bis dahin als Ausgestoßene klassifiziert und um die man sich bisher einen Dreck geschert hat“. Christian Wagner hat seinen Film „Ghettokids“ nach dem Buch von Gabriela Sperl möglichst nah an der Realität gedreht. Jugendliche aus dem sozial explosiven Stadteil Münchens „Hasenbergl“ (ja, auch in der bayerischen Landeshauptstadt gibt es Armutsviertel) spielen im Film neben den Stars Barbara Rudnik und Günther Maria Halmer tragende Rollen. Das Anliegen des Films, Realität eins zu eins widerzuspiegeln, und das auch noch im Stoiber-Land, wo dies nicht ganz widerstandslos hingenommen wird, ist in jedem Falle anerkennenswert. Dennoch leidet der Film daran, dass entnervte und Not leidende Jugendliche, die sich selbst spielen, als Filmfiguren eben wenig Identifikationsfläche bieten.

Da gibt es Dialoge im Jugendjargon, Four-Letter-Words zuhauf. Vom Handtaschenklau bis zum Straßenstrich, von der Gefängniszelle bis zum Lehrer-fertig-Machen – alles, was Jugendlichen in einer sozial miesen Situation so einfallen mag, ist in Filmszenen eingebaut. Daneben zwei heldenhafte und sozial engagierte Erwachsene: die Lehrerin Hanna (Barbara Rudnik) und der Sozialarbeiter Xaver (Günther Maria Halmer), die das ganze Sozialarbeiter-ABC bemühen und doch wissen, das dies (fast) alles umsonst ist. Man muss dabei unwillkürlich an Claudette Colbert denken, die als Eve Peabody in „Midnight“ sagt: „Nicht vergessen – für jedes Aschenbrödel kommt eine Mitternacht.“ Doch in „Ghettokids“ gibt es für die kleinen Underdogs eben kein Zuckerbrot, keine wirklichen Höhepunkte. Sie sind, was sie sind. Und das auszuhalten, ist für den Zuschauer eher anstrengend.

GITTA DÜPERTHAL

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