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vorlaufZum Geburtstag viel Sex!

„Pfui Rosa!“

(Do., 23.00 Uhr, Arte)

Eine Gratulationssendung zum eigenen Geburtstag – wer macht denn so was? Loriot zum Beispiel. Und jetzt also Rosa von Praunheim. Der Klassiker des deutschen Fernsehhumors ließ sich angemessen selbstironisch hochleben. Beim Klassiker des deutschen Homofilms kann man sich da nicht so ganz sicher sein. Wo hört die Ironie auf, wo beginnt die rückhaltlose Entblößung?

Gewürzt ist das gut einstündige Selbstporträt zum Sechzigsten – es ist zugleich Auftakt eines langen Praunheim-Themenabends – mit Ausschnitten aus alten Filmhits wie „Die Bettwurst“ und noch älteren, noch experimentelleren Streifen sowie skandalträchtigen Talkshow-Auftritten. Im Mittelpunkt der Selbsthommage aber steht Rosa 2002.

Gleich zu Beginn schildert Praunheim, wie er neulich auf einem zum nächtlichen Sextreff umfunktionierten Spielplatz eine Erektion bekommen und masturbiert habe. Huch, denkt der Zuschauer, so genau wollte ich es gar nicht wissen. O doch, Rosa von Praunheim will, dass wir es so genau wissen.

Also erfährt man sehr ausführlich, wie die Mutter des Regisseurs tags zuvor auf dem Klo einen Schwächeanfall erlitt (sie sitzt schon wieder ganz kregel auf dem Sofa), man wird informiert, dass Rosa gerne fickt und sein Kameramann gerne gefickt wird („Warum tun wir uns eigentlich nicht zusammen?“), und man wird Zeuge, wie Praunheim auf einem schon etwas älteren Video, von aufwallendem Trennungsschmerz überwältigt, hemmungslos in die Kamera schluchzt.

Wahrlich, harte Kost! Trotzdem: Hat man sich erst an den Bekenntnisfuror gewöhnt, kommt einem plötzlich die sonstige Fernsehkost bieder, genormt und komplett überraschungslos vor. Man bekommt eine Idee davon, wie bedrohlich nah einem Fernsehen kommen kann.

Gerade erst hat der Filmemacher einen Gedichtband veröffentlicht und West 3 seine aktuelle Dokumentation „Tunten“ gezeigt. Das näher rückende Rentenalter scheint Rosa von Praunheim zu einem wahren Kreativitätsschub anzuregen. Auch diese Zitrone hat noch schön viel Saft.

REINHARD KRAUSE

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