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vorlauf kinderhortWinkelmaiers suchen nachden schönsten Spielsachen

Entfremdung überall, auch vom eigenen Körper: Kinder widmen sich in ihren wenigen Mußestunden am liebsten dem Fernseher. Körperlichen Ausgleich vermuten Eltern anderswo: Sie hoffen, dass es der Kita- und Schulsport schon richten wird. Im Grundschulalter sucht man ihnen einen schönen Sportverein in der Nähe. Da können sich schlecht bezahlte Ehrenamtliche mit dem Ausbau der kindlichen Motorik beschäftigen.

Wer noch daran glaubt, dass es auch in der Großstadt möglich sein muss, Kindern zwischen drei und neun Jahren adäquaten körperlichen Ausgleich jenseits verschwitzter Trainingshallen zu bieten, sollte in den Wedding reisen. Im Kindermuseum in der Fabrik Osloer Straße 12 eröffnet an diesem Wochenende „Hände, Füße, fertig, los . . .“, die Bewegungswerkstatt für Kinder. Auf tausend Quadratmetern können Kinder laufen, springen, balancieren. Das Ganze wird pädagogisch aufgewertet durch Geräte jenseits des Spielplatz-Allerleis. Die guten alten Stelzen kommen zum Einsatz, es gibt einen Fußtastpfad, Größere können im Dunkeln munkeln. Wem das zu unheimlich ist, kann sich als Nesthocker seine oder ihre Kuschelecke bauen. Dass der Eintritt im Museum für Kinder okaye sechs Mark beträgt, für die Erwachsenen aber, die wohl kaum auf Hüpfsäcke und Spielfässer zurückgreifen werden, sieben Mark, ist eine Ungerechtigkeit. Zumal es nicht mal eine Cafeteria für sie gibt . . .

Das Problem haben andere längst erkannt und gelöst. In Steglitz gibt es auch eine Variante wetterunabhängigen Tobens: Kilala heißt der Indoor-Spielplatz in der Albrechtstraße 12. Hier zahlen nur Kinder Eintritt – dafür allerdings saftige zehn Mark für zwei Stunden. Für die Eltern gibt’s ein Restaurant – hinter einer Schallschutzscheibe. Da kann man dann ungestört vom Kindertoben diese verdammte Entfremdung in Großstädten diskutieren.

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