vor ort : ROLAND LEROI über den ebay-Fußballer von Krefeld-Uerdingen
Seine ausgedehnten Läufe durch den Krefelder Forstwald haben Markus Oellers genutzt. „Ich habe zehn Kilo abgenommen und bin so fit wie seit Jahren nicht mehr“, sagt der 33-jährige Versicherungskaufmann. Für den Krefelder ist das wichtig. Am Samstag tritt sein Verein, der Oberligist KFC Uerdingen, zu einem Freundschaftsspiel gegen Bayern München an. Oellers, der normalerweise von der Tribüne aus zuschauen würde, hofft dann auf einen Kurzeinsatz. „Ein paar Minuten wären großartig. Vielleicht komme ich ja sogar mal an den Ball“, sagt er.
Es wäre die Krönung einer ungewöhnlichen Auktion, die den Tagesablauf Oellers seit einem halben Jahr maßgeblich beeinflusst. Zu PR-Zwecken versteigerte der ehemalige Fußball-Bundesligist KFC Uerdingen, der nach finanziellen Unregelmäßigkeiten bis in die Oberliga Nordrhein abstieg, im vergangenen Juli beim Internet-Auktionshaus „ebay“ einen Saison-Kaderplatz. Das Angebot beinhaltete die Teilnahme an allen Trainingseinheiten, Pflichtspielen (ohne Auflaufgarantie) und einen eigenen Autogrammkartensatz von 200 Stück. Das Höchstgebot gab mit 33.050 Euro zwar ein Hamburger ab, doch der entpuppte sich als zahlungsunwilliger Spaßbieter. Oellers erhielt für 2.688,05 Euro den Zuschlag.
Wenn er nicht gerade verletzt fehlte, versäumte der eingefleischte KFC-Fan seitdem keine Trainingsminute. Warmherzig nahm ihn das Team auf. Oellers, der zuletzt als Jugendlicher regelmäßig trainierte, weiß, dass er auf Strecke nicht mithalten kann. „Für die Bezirksliga könnte es reichen“, gibt er zu – und hat Verständnis, wenn ihm als einzigen vom kurzfristig angesetzten freien Tag nichts gesagt wird. „Die brauchen mich natürlich nicht“, stellte er vor dem abgeschlossenen Trainingsgelände fest. Ohne Groll. Denn: „Ich mache das für den Verein und für mich.“ Für die Teilnahme am Trainingslager nahm er sich frei. Die regelmäßigen Team-Mittagessen genießt er, die Blasen an den Füßen und zwei Muskelfaserrisse steckte er weg.
Eingesetzt hat ihn Trainer Wolfgang Maes erst ein Mal. Nicht in der Liga, wo er sich regelmäßig bereit hielt, sondern im Oktober beim Testspiel gegen den MSV Duisburg. Gefühlte vier Minuten seien es gewesen. „Ohne Ballberührung, aber es war toll“, sagt Oellers. Den ersten Liga-Einsatz verhinderte gegen Yurdumspor Köln ein Schiedsrichter, der nach Oellers‘ Meinung zu früh abpfiff. Er stand bei 5:0-Führung fertig zur Einwechslung, aber es stürmte und der Schiri wollte sich wohl keine Erkältung holen.
Dafür hofft er jetzt auf den ersten Ballkontakt gegen Bayern München. Aufgrund des Trainingseifers will der Coach eine Berücksichtigung in der Schlussphase nicht ausschließen. Oellers möchte aber das ganze Match genießen. Über 20.000 Fans werden gut 20 Jahre nach dem größten Vereinstriumph erwartet. 1985 gewann Uerdingen durch einen 2:1-Sieg über Bayern den DFB-Pokal. Samstag steigt so etwas wie die Neuauflage. Zumindest die Kondition wird ihn an einem Einsatz nicht hindern. „Ich muss nur noch an der Technik arbeiten“, sagt Oellers.