vor ort : KATHARINA HEIMEIER über streitsüchtige Taxi-Fürsten in Düsseldorf
Die Hauptdarsteller im Düsseldorfer Taxi-Streit können sich offenbar nicht gut leiden. Das wird schnell klar. Der Taxiunternehmer Herbert Hembach sei ein „Möchtegern-Racheengel“, sagt Dennis Klusmeier, Vorstandsvorsitzender der Taxi Düsseldorf Genossenschaft. „Der möchte uns schaden.“ Hembach sei früher selbst im Vorstand gewesen und sein Ausscheiden im Jahr 2004 habe in Zusammenhang mit Vorteilsnahme im Amt gestanden. Von den Vorwürfen will Hembach nichts hören. Eine „riesige Sauerei“ sei das. „So war das nicht“, verteidigt sich der Taxiunternehmer, zu dessen Fuhrpark nicht etwa gewöhnliche Wagen gehören, sondern Großraumtaxen und Limousinen. Rausgejagt hätten sie ihn aus der Genossenschaft, sagt er.
In der Düsseldorfer Taxi-Branche gehört die Streitlust offenbar zum guten Ton. Hembach will jetzt zum großen Gegenschlag ausholen und hat sich an die Spitze einer Bewegung gestellt, die laut und öffentlich über die Eröffnung einer neuen Taxi-Zentrale nachdenkt.
Dabei spielt ihm ein Streit in die Hände, der seit Anfang Dezember unter den Düsseldorfer Taxifahrern gärt und in dem es um Mitgliedschaften in der Genossenschaft geht. Diese sind laut Paragraph 4 Absatz 1 Punkt a Personen vorbehalten, die einen Pass aus einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union haben. Türkische Taxifahrer zum Beispiel können deshalb nur Teilnehmer, nicht aber Mitglieder werden.
Als Teilnehmer müssen sie 40 Euro im Monat zahlen, um beispielsweise den Funk oder die Verkehrsabteilung der Genossenschaft nutzen zu können, Mitglieder zahlen nichts. „Der Paragraph verstößt ganz klar gegen das Antidiskriminierungsgesetz“, gibt Vorstandsvorsitzender Klusmeier unumwunden zu. Dramatisch sei die Geschichte aber dennoch nicht. Denn die Satzung solle am 23. April auf einer außerordentlichen Generalvollversammlung geändert werden – mit Zwei-Drittel-Mehrheit und in geheimer Abstimmung.
Metin Demirkaya allerdings bezweifelt das. „Die Stimmung ist nicht auf unserer Seite“, sagt der Taxiunternehmer, dem 15 Wagen gehören. Schon im Jahr 2004 hat er einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt. Bis heute hat es keine Entscheidung gegeben. Demirkaya befürchtet, dass selbst wenn der Paragraph fällt, die Einführung eines neuen Tarifs wirtschaftliche Hürden aufbauen könnte. Er hat ausgerechnet, dass er dann statt 3.500 Euro knapp 20.000 Euro für seine 15 Taxen zahlen müsste, um Genossenschaftsmitglied zu werden. Seine Kritik an der Geno formuliert er diplomatisch: „Wir werfen der Genossenschaft Defizite im Demokratieverständnis vor.“
Der Vorstand hält dagegen: „Wir sind etwas Urdemokratisches“, sagt Klusmeier. „Die schieben vor, wir seien rassistisch.“ Eigentlich gehe es den Kritikern um etwas anderes: „Die wollen Mitglieder werden, aber nichts bezahlen.“
Selbst wenn der strittige Paragraph fällt, wird es übrigens weiterhin Kriterien geben, die eine Aufnahme verhindern. Streitsucht wird mit Sicherheit nicht dazu gehören.