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viele, viele bunte schilder

Dublin hat seit vorigem Montag neue Straßenschilder: Sie sind bunt, verwirrend und so klein, dass nur die gälische Beschriftung darauf Platz fand. Die Stadtverwaltung will den Autoverkehr aus der Innenstadt fernhalten und ihn auf einen äußeren oder inneren Ring umleiten. Ein weißes Schildchen mit violetter Beschriftung bedeutet, dass man sich dem äußeren Ring nähert. Ist das Schild weiß mit orangefarbener Beschriftung, stößt man demnächst auf den inneren Ring. Ist die Hinweistafel orange mit grüner, blauer, gelber und violetter Schrift mit vielen schwarzen Pfeilen, befindet man sich bereits auf dem inneren Ring. Bei der violetten Variante ist man auf dem äußeren Ring. So weit, so logisch.

Da die Schilder trotz der Informationen über Richtung, Parkplätze, Kreuzungsnummer, Abbiegeverbot und Ausfallstraßen winzig sind und darüber hinaus viele Einbahnstraßen kurzerhand umgekehrt wurden, hielten die meisten Autofahrer vorsichtshalber an und studierten die Täfelchen, was der Verkehrsentlastung nicht eben förderlich war. Hinzu kommt, dass die beiden Ringstraßen frühestens in zwei Jahren fertiggestellt sein werden. Es fehlen noch ein Autobahnstück und ein paar Brücken – für Amphibienfahrzeuge kein Hindernis, aber davon gibt es nicht so viele in Irland.

Ein weiterer Nachteil ist, dass die Schilder bisher lediglich am Rand des Zentrums aufgestellt worden sind. Folgt ein Ortsunkundiger ihnen, wird er seinen Lebtag keine Ringstraße finden, denn von den weiterführenden Schildern gibt es bisher nur die Masten. In den nächsten Wochen sollen die restlichen Schilder aufgestellt werden, aber eventuell kann sich die Stadtverwaltung das sparen. Das Transportministerium hat überrascht erklärt, man habe von der Initiative gar nichts gewusst. Man hätte erwartet, sagte ein Sprecher, wenigstens aus Höflichkeit informiert zu werden. Die neuen Schilder entsprächen außerdem nicht den Richtlinien des Ministeriums, fügte er beleidigt hinzu, und müssen verändert werden. Vermutlich hat irgendein Politiker eine Schilderfabrik und kassiert nun doppelt.

Es ist richtig, dass die Stadtverwaltung etwas gegen die Blechlawine unternehmen muss, die sich jeden Morgen in die Innenstadt und jeden Abend wieder hinaus wälzt. Die Zahl der Autos in Dublin hat sich innerhalb von zehn Jahren verdoppelt. Vielleicht sollte man es mal mit der Verbesserung der öffentlichen Verkehrsmittel probieren? Die Busse sind unzuverlässig und stellen abends recht früh ihren Betrieb ein. Außerdem fahren fast alle in die City, Querverbindungen sind rar. Und nur die wenigsten schaffen es über den Fluss, Nord-Süd-Verbindungen gibt es so gut wie gar nicht. Für die Busgesellschaft ist Dublin offenbar zwei Städte.

Mit den bisher angewandten Methoden ist dem Verkehr jedenfalls nicht mehr beizukommen. Zu Weihnachten rief die Polizei „Operation Freeflow“ aus, tausende Beamte waren an den wichtigsten Kreuzungen im Einsatz, um den freien Fluss des Autoverkehrs zu gewährleisten. Innerhalb einer Stunde kam Dublin zum Stillstand.

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