: ursachen
Katastrophale Bausünden
Am Ende werden es um die tausend Tote sein. 10.000 Familien in Algiers Stadteil Bab el-Oued brauchen neue Wohnungen oder müssen die ihre wieder herrichten. Für 30.000 Kinder fällt der Unterricht aus: Ihre Schulen sind entweder beschädigt oder von obdachlosen Familien belegt. Der Sachschaden beträgt 250 Millionen Dollar.
„Der Fluss hat sich gerächt“, sagen die Alten angesichts der schlimmsten Flutkatastrophe, die den Mittelmeerraum seit Generationen heimgesucht hat. Nicht von ungefähr heißt der ehemalige spanische Teil der rund 1,7 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Bab el-Oued – Tor zum Fluss. Drei Wadis – ausgetrocknete Flussläufe – treffen sich oberhalb der Häuser. Es regnet so selten, dass die Stadtplaner Besseres wussten, als kostbares Land für das Wasser aufzusparen. Ein unterirdischer Kanal wurde bereits zur französischen Kolonialzeit angelegt. Mehr Platz für Wohnhäuser war das Ergebnis. In den 70er-Jahren vervollständigte das unabhängige Algerien den Beton-gewordenen Wahnsinn: Auch außerhalb der Stadt wurde das Flussbett zugebaut. Ein Rohr musste für Regenfälle reichen. Darüber entstand eine vierspurige Stadtautobahn.
Alles ging gut, bis zum 10. November. Die Rohre konnten die Wassermassen nicht mehr fassen. Einige der unterirdischen Galerien waren gar 1997 zubetoniert worden. Islamistische bewaffnete Gruppen sollen sie genutzt haben, um unerkannt die Stadt zu betreten und sie nach Anschlägen wieder zu verlassen. Der Fluss schwoll an und suchte sich dort seinen Weg, wo er seit jeher geflossen war. RW
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