unterm strich :
Was tun mit einer NS-Kirche? Sie steht in Berlin-Mariendorf, heißt Martin-Luther-Gedächtniskirche, ist baufällig und vor allem ausstaffiert mit nationalsozialistischer Symbolik. Was soll man mit so einem Bau nun anfangen? Das haben sich auch die Kirchengemeinde, der Kirchenkreis und die zuständige Landeskirche gefragt und nun entschieden: Das Gotteshaus wird öffentlich ausgeschrieben, auf dass sich ein neues Nutzungskonzept finden möge. „Wir müssen nur noch den genauen Text formulieren“, sagte die Superintendentin des Kirchenkreises, Isolde Böhm. Gesucht werde ein Träger, der die notwendigen 3,5 Millionen Euro Sanierungskosten übernehme. Auch ein kompletter Verkauf sei möglich. Erbaut wurde die Kirche zwischen 1933 und 1935. Der damalige Bauamtsleiter Curt Steinberg fügte zum Beispiel einen Soldaten und einen Hitlerjungen in die Kanzel mit ein. Im Bogen der Kirche sind SA-Offiziere zu sehen. „Und der Christus in der Kirche ist sehr untypisch, er leidet nicht, sondern es ist ein Heldenchrist“, so Pfarrer Hans-Martin Brehm. Er sagt auch, die Gemeinde habe versucht, die Vergangenheit aufzuarbeiten und die Kirche in Friedensbewegungen miteinzubinden. Das habe über Jahrzehnte funktioniert und würde auch weiterhin klappen, wenn der Kirchenbau selbst nicht so marode wäre. Ein Baugerüst stützt den Kirchenturm und verhindert, dass Ziegel herunterkrachen. Der Haupteingang bleibt vorsichtshalber stets verschlossen und die Sonntagsgottesdienste finden in der Dorfkirche statt. „Mein Traum ist eine Stiftung, die die Kirche übernimmt und in der auch die Gemeinde vertreten ist“, sagt der Pfarrer. Dass Neonazi-Gruppen die Kirche erwerben, soll verhindert werden, indem die Kirchengremien letztlich über den neuen Nutzer entscheiden.