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Jorge Oteiza, einer der berühmtesten spanischen Bildhauer, ist am Mittwoch gestorben. Im Alter von 94 Jahren erlag er in einem Krankenhaus der baskischen Stadt San Sebastián einer Lungenentzündung. Oteiza galt als Vater der abstrakten Bildhauerkunst im Baskenland, und zusammen mit seinem baskischen Landsmann Eduardo Chillida (1924–2002) sowie dem Briten Henry Moore (1898–1986) als einer der innovativsten Bildhauer der Nachkriegsgeneration. Der amerikanische Architekt Frank Gehry nannte ihn einmal den „Picasso der modernen Bildhauerei“.
Oteiza kam 1908 in der baskischen Stadt Orio zur Welt. Kurz vor Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges (1936–1939) ging er nach Südamerika, wo er 13 Jahre lang lebte. Zurück im Spanien unter General Franco (1939–1975), verschrieb er sich anfangs der Restaurierung. Für eines der Heiligtümer des Baskenlandes, die Basilika von Aránzazu, entwarf er in den Fünfzigerjahren eine aus 14 Aposteln bestehende Skulptur. Sie wurde verboten, weil sie nicht den moralischen Vorstellungen des Regimes entsprach. In den folgenden Jahren wandte sich Oteiza immer mehr von der gegenständlichen Kunst ab: Klare geometrische Formen wurden sein Markenzeichen. Als „Biologe des Raums“ bezeichnete er sich selbst und zog als Grundform seiner Arbeiten den Würfel vor. 1959 gab er die Bildhauerei ganz auf, um sich fortan der Architektur und vor allem der Poesie zu widmen. Politisch aktiv war er stets gewesen: In den Sechzigerjahren gehörte Oteiza zu den Anführern der baskischen Separatistenorganisation ETA. Später beklagte er aber distanzierte er sich, beklagte den Weg der ETA in den Terrorismus und wurde zu einem ihrer entschiedensten Gegner.