unterm strich :
Der nigerianische Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka ist am Samstag in Lagos verhaftet worden. Dies berichtet der Spiegel online. Etwa 500 Demonstranten hatten sich in der Wirtschaftsmetropole zu einer Kundgebung versammelt, um gegen die Regierung zu protestieren und den Rücktritt des Präsidenten Olusegun Obasanjo zu fordern. Nach gerade einmal 15 Minuten löste die Polizei die Kundgebung unter Einsatz von Tränengas auf und nahm neben Soyinka Dutzende weiterer Demonstranten fest. Die Behörden hatten bereits Anfang Mai öffentliche Versammlungen verboten, nachdem Berichte Spekulationen über einen möglichen Putsch des Militärs angestellt hatten. In Nigeria war 15 Jahre lang das Militär an der Macht gewesen, bevor Obasanjo 1999 gewählt wurde. Im April letzten Jahres wurde er offiziell in seinem Amt bestätigt. Wole Soyinka wirft Obasanjo allerdings vor, Nigeria lediglich in die Anarchie geführt zu haben. 1994 hatte der Schriftsteller schon einmal wegen seiner politischen Überzeugung aus seiner Heimat fliehen müssen. Ein Polizeisprecher sagte jedoch, Soyinka sei eine Stunde nach seiner Verhaftung wieder freigelassen worden. Der 69-Jährige soll am 2. Juni im Haus der Kulturen Berlin das interkulturelle Festival IN TRANSIT 2004 eröffnen, gemeinsam mit Koffi Koko und Peter Badejo. Das Programm konzentriert sich auf künstlerische und kulturelle Entwicklungen in Asien, Afrika und den beiden Amerikas und sieht sich als Laboratorium für Poesie, Tanz und Musik. Im Mittelpunkt der Eröffnungsfeier soll Soyinkas Gedicht Samarkand stehen, welches den Klischees eines krisengeschüttelten Afrikas den Markt als Metapher für Begegnung entgegenhält.
Oscar-Gewinner Michael Moore hat nach der Ablehnung durch den Disney-Konzern noch keinen US-Vertrieb für seinen Bush-kritischen Dokumentarfilm „Fahrenheit 911“ gefunden. Außer in den USA und in Taiwan seien die Verhandlungen zum Vertrieb von „Fahrenheit 911“ zu den Terroranschlägen am 11. September 2001 überall abgeschlossen, so das Fachblatt Variety gestern. Der Film, der hart mit dem US-Präsidenten ins Gericht geht, wird heute im Wettbewerb des Festivals von Cannes gezeigt. Schon am Wochenende aber hatte Moore alle Aufmerksamkeit für sich.
Papst Johannes Paul II. hat gestern u. a. die italienische Ärztin Gianna Beretta Molla (1922 - 1962) heilig gesprochen. Sie starb bei der Geburt ihres vierten Kindes, nachdem sie sich trotz einer schweren Unterleibserkrankung gegen eine für sie lebensrettende Abtreibung entschieden hatte. Super Entscheidung, die vier Halbwaisen werden sich bedankt haben.