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Archiv-Artikel

unterm strich

Das digitale Kino kommt. Dazu schickte dpa gestern ein so genanntes Feature, das wir an dieser Stelle gerne kolportieren. Also, los geht’s: Mit digitalem Kino ist nicht nur die Vorführung digitaler Signale im Filmtheater gemeint, sondern die lückenlose digitale Verwertungskette von der Kamera bis zur Projektion, was auf das Aus für das konventionelle Zelluloid hinauslaufen dürfte. Die Filmverleiher erhoffen sich von der neuen Technik Einsparungen von bis 90 Prozent, ist doch das Versenden filmischer Datenpakete über Satellit oder Breitbandleitungen viel billiger als das Herstellen und Verschicken schwerer chemischer Filmrollen. Mittlerweile ist der technische Fortschritt so weit, dass digitale Projektionen technisch der traditionellen Zelluloid-Vorführung ebenbürtig sind. Umso näher rückt der Termin des angekündigten „digitalen Roll-Out“, also der flächendeckenden Einführung des digitalen Kinos durch die Hollywood-Unternehmen. Zur Vorbereitung dieses Vorstoßes hatten sich im April 2002 sieben US-Konzerne in der Digital Cinema Initiative (DCI) zusammengeschlossen. „Derzeit arbeiten die Ingenieure mit Hochdruck an den Standards“, erläutert der Analyst Patrick von Sychowski vom britischen Marktforschungsunternehmen Screen Digest. „In fünf Monaten dürften sie damit fertig sein.“ Die industrielle Umsetzung werde aber voraussichtlich erst 2006 erfolgen, sagt die Berliner Medienberaterin Inga von Staden voraus. Doch eine Gruppe von meist kleineren Programmkinos und unabhängigen Verleihern will „nicht warten, was die US-Majors uns mit ihrer Marktmacht diktieren“, sagt Björn Koll, Geschäftsführer des Berliner Verleihs Salzgeber. Er ist Initiator des Netzwerks „European DocuZone“ (EDZ). Kinobetreiber, Verleiher und Produzenten aus Deutschland und sieben weiteren europäischen Ländern haben es gegründet, um den paneuropäischen Austausch von Dokumentarfilmen in 175 Kinos zu organisieren. Ab Herbst will EDZ jede Woche via Satellit einen europäischen Film in die Mitgliedskinos überspielen, die den Film dann zeitgleich zu einem festen Termin zeigen. Die Kinos können die von DocuZone bereitgestellte Digitaltechnik gegen eine geringe Nutzungsgebühr auch für andere Zwecke wie etwa Firmenpräsentationen oder andere Veranstaltungen nutzen, die zusätzliche Einnahmen bringen. Wegen dieser europäischen Ausrichtung hat das Media-Programm der Europäischen Union das Projekt mit rund 2,5 Millionen Euro unterstützt. Das Netzwerk versteht sich als Alternative zur Kommerzmaschine der US-Majors und soll der europäischen Filmkultur eine neue Chance eröffnen. Also: Danke dafür, dpa.