unterm strich:
Bei Sotheby’s in New York wurden soeben zwei Rekorde gebrochen: das Bildnis der Elisabeth Lederer des Österreichers Gustav Klimt wurde zum teuersten je versteigerten Werk in der Geschichte des Auktionshauses, und ein surrealistisches Selbstporträt der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo gilt jetzt als teuerstes Kunstwerk einer weiblichen Künstlerin überhaupt. Für 236,4 Millionen US-Dollar (etwa 204 Millionen Euro) kaufte ein unbekannter Bieter das Bildnis der Elisabeth Lederer, auf dem Klimt um 1915 die Tochter des jüdischen Industriellen August Lederer aus Wien darstellte. Das Bild, das um die Geschichte rankt, es habe der Porträtierten zu NS-Zeiten das Leben gerettet, könnte jetzt ins Louvre Abu Dhabi kommen, vermutet Der Standard. Auch das teuerste je ersteigerte Gemälde, der für 450 Millionen US-Dollar verkaufte, Leonardo da Vinci zugeschriebene „Salvator Mundi“, sollte mal im Louvre Abu Dhabi der Öffentlichkeit gezeigt werden. Stattdessen lagert er Berichten zufolge in einem Zolllager in Genf, der saudische Kronzprinz Mohammed bin Salman bin Abdulaziz Al Saud soll sein Besitzer sein.
Auch die Bieter:innen des rekordbrechenden Porträts von Frida Kahlo waren anonym, als es 54,7 Millionen US-Dollar erzielte. Das Gemälde aus dem Jahr 1940 trägt den Titel „El sueño (la cama)“ – „Der Traum (Das Bett)“. Darauf liegt Frida Kahlo schlafend und von einer Rankepflanze umschlungen in einem Bett, das in einem Wolkenhimmel zu schweben scheint. Darüber ein riesiges Skelett. Tatsächlich soll ein Skelett aus Pappe über dem Bett der Künstlerin gehangen haben.
Das Bild war 1980 zuletzt versteigert worden – für 51.000 US-Dollar. „Dieses Rekordergebnis zeigt, wie weit wir gekommen sind, nicht nur in unserer Anerkennung des Genies von Frida Kahlo, sondern auch in der Anerkennung von weiblichen Künstlern“, wird Anna Di Stasi, die Leiterin der Abteilung für lateinamerikanische Kunst beim Auktionshaus Sotheby’s, in der Tagesschau zitiert. Dennoch: Die Rekordergebnisse von dieser spätjährlichen Verkaufswoche bei Sotheby’s verzeichnen einen ordentlichen Gender Gap. Standardmäßig erzielen weibliche Künstlerinnen niedrigere Preise, der bisherige Höchstpreis für eine weibliche Künstlerin waren 44,4 Millionen US-Dollar für ein Ölgemälde der US-amerikanischen Malerin Georgia O’Keeffe (das die New York Times übrigens nach wie vor für das teuerste verkaufte Gemälde einer weiblichen Künstlerin hält, wenn man die Inflation mit einberechnet), ein Monroe-Porträt von O'Keeffes Zeitgenossen Andy Warhol hingegen erzielte 2022 mit 195 Millionen US-Dollar das bis dahin höchste Auktionsergebnis für ein Werk des 20. Jahrhunderts. Was nun mit dem versteigerten Gemälde von Frida Kahlo geschieht, ist noch nicht klar. 45 Jahre lang war es jetzt in einer privaten Sammlung der Öffentlichkeit weitestgehend unzugänglich. Sophie Jung
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