unterm strich :
Es war eine Katastrophe. Grauselig. Nicht auszuhalten eigentlich. Man wünschte sich, als man sich die Übertragung am vergangenen Samstag anschaute, die Zeiten zurück, in denen der Grand Prix noch von Schlagerschmierlappen beherrscht wurde. Was denken sich die Verantwortlichen in den einzelnen Ländern bloß dabei, solche Schreckgestalten ins Rennen zu schicken? Da war ja nicht nur die deutsche Kandidatin Gracia: Man wusste gar nicht, wem man noch alles den letzten Platz wünschen sollte. Dem Schweizer Anastacia-Verschnitt? Den sechs Frauen aus Bosnien-Herzegowina („nicht Eminem, sondern Feminem“, wie der Moderator den ganz Blöden noch mal in den Block diktierte)? Diesen Balkanpunks, die sich besser an eine Kreuzberger Straßenkreuzung begeben sollten, um ehrliches Geld mit Autoscheibenwischen zu verdienen, anstatt es mit Musik zu versuchen. Der Eurovision Song Contest scheint da ja wirklich das schmutzigste und verkommenste Business, das man sich vorstellen kann. Oder diesem Duo aus Lettland, die ihr entschlacktes Liedchen auf Hockern spielten, aber ihre Beine nicht still halten konnten, als wollten sie wegrennen? Wofür diese Tragödie, der man vor allem die Hilflosigkeit der osteuropäischen Länder ansah, ihrem Bedürfnis nach nationaler Identität und kultureller Wichtigkeit einen anderen Ausdruck zu verleihen als durch den vollkommen beliebigen Gang durch die Requisitenkammer seit Jahren abgemeldeter musikalischer Stile? Wo am Ende nur traurig aufgeblasener Mumpitz herauskommt? Was denken sich all die Produzenten und Songschreiber dabei, diesen vielen armen Möchtegernsternchen und Möchtegernkünstlern diesen Trash auf den Leib zu schneidern? Nur fehlt diesem Trash tatsächlich das Bewusstsein seiner Trashhaftigkeit, und das ist dann noch schlimmer und trauriger als RTL2.