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unterm strich

Der Suhrkamp-Verlag hat einen neuen Besitzer. Gerade vor einer Woche wurde in der Berliner Verlagsrepräsentanz noch der 100. Geburtstag von Siegfried Unseld gefeiert – da stellt sich heraus, dass es in Wahrheit auch ein Abschiedsfest war. Der Name Unseld ist beim Suhrkamp-Verlag jetzt endgültig Geschichte. Der neue Inhaber heißt Dirk Möhrle. Ihm gehören seit 2015 bereits 39 Prozent des Verlags, die übrigen 61 Prozent übernimmt er ab dem 1. November von den bisherigen Besitzern, der Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung, unter dem Vorsitz von Ulla Unseld-Berkéwicz, und der Familie Ströher. Es sieht nach einer geordneten Übergabe aus. Ulla Unseld-Berkéwicz, 75, zieht sich aus dem Verlag zurück. Jonathan Landgrebe, der den Verlag bereits seit 2015 leitet, bleibt der Verleger, Tanja Postpischil bleibt in der Geschäftsführung. Damit ist die Kontinuität im Verlag gewährleistet. Dirk Möhrle ist ein Hamburger Kaufmann und Familieninvestor. Offenbar hat er die Kultur als Stifterin von Lebenssinn entdeckt. In der Pressemitteilung des Verlags lässt er sich zitieren mit den Worten: „In den vergangenen 10 Jahren meines Engagements für den Suhrkamp Verlag habe ich entdecken dürfen, welche Bedeutung diesem Verlag und seinen Autoren zu eigen ist. Wie kein zweiter Verlag hat er die Geistesgeschichte der Bundesrepublik ebenso geprägt wie ihre politische Kultur. Vor allem aber wurde er zum Maßstab für literarische Qualität in Deutschland. Er hat die jüdische Geistestradition gepflegt, hat sie fortgesetzt und erneuert.“ Das klingt solide. Zugleich berichtete die SZ aber auch, dass der Verlag zuletzt Verluste gemacht habe. Das traditionsreiche Suhrkamp-Haus in der Frankfurter Klettenbergstraße, Ort der legendären Kritikertreffen auf der Frankfurter Buchmesse, wurde zudem verkauft. Die FAZ wertete die Übernahme der Verlagsanteile von Dirk Möhrle als „Befreiungsschlag“. Man wird sehen.

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