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Archiv-Artikel

unterm strich

Der in Deutschland lebende tschechische Schriftsteller Jan Faktor ist in der Berliner Akademie der Künste mit dem Alfred-Döblin-Preis 2005 ausgezeichnet worden. Die von Günter Grass gestiftete, mit 12.000 Euro dotierte Auszeichnung wird ihm für sein Prosamanuskript mit dem Arbeitstitel „Schornstein“ verliehen. Grass selbst nahm nicht an der Preisverleihung teil. Der 1951 in Prag geborene freischaffende Faktor siedelte 1978 nach Ostberlin über. Seine Werke zeichnen sich durch radikalen Humor aus, mit dem er zu heftigem Widerspruch oder sarkastischer Zustimmung auffordert. Auch in seinem neuen Gegenwartsroman „Schornstein“ benutzt Faktor „Ironie als Überlebensmittel“. Der Titelheld lebe in einem Milieu, betonte der Literaturkritiker Jörg Magenau in seiner Laudatio, die heute „gespensterhaft als ‚Unterschicht‘ “ bezeichnet werde. In den 60er-, 70er-Jahren hätte man so einen Roman als „Literatur von unten“ bezeichnet.

Nicht nur die Blumen vor dem Festspielhaus in Bayreuth blühen derzeit in voller Pracht – acht Wochen vor der Eröffnung der 94. Richard-Wagner-Festspiele blüht auch der Schwarzmarkt. „Wir besorgen jedes Ticket“, verspricht ein Händler im Internet und bietet eine Karte für die „Tristan“-Premiere plus Übernachtung für 2.500 Euro an. Auch über die Anzeige, die in einer großen deutschen Tageszeitung erschien, ärgert sich Festspielsprecher Peter Emmerich. „Reisen Sie mit anderen Lesern nach Bayreuth“, hieß es dort. Im Angebot: Karten für „Tristan“, „Lohengrin“ und „Tannhäuser“. Reisepreis mit zwei Übernachtungen und „Rundum-Betreuung im Wohlfühl-Golfhotel“: rund 2.000 Euro pro Person. „Das sind exorbitante Preise“, sagt Emmerich. Regulär kostet die teuerste Karte im Festspielhaus 192,50 Euro. „Wir registrieren das sehr genau“, sagt der Sprecher. Die Festspiele haben aber keine rechtlichen Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Zwar verlieren Karten, die über nicht autorisierte Verkäufer oder zu „irregulären Preisen“ erworben wurden, ihre Gültigkeit. Um Missbrauch zu verhindern, werden Name und Anschrift des Käufers auf das Ticket gedruckt und Ausweiskontrollen angedroht. In der Praxis sind diese nur schwer durchzusetzen.