unterm strich: Longlist des Deutschen Buchpreises ist raus
Es gab in der Literaturszene zuletzt zwei angeregte Debatten. Die um den vom Literaturwissenschaftler Moritz Baßler wieder eingeführten Begriff des Midcults, also darum, dass manche Romane nur so tun, als sei sie innovativ, und in Wirklichkeit nur längst durchgesetzte Verfahren des Realismus wiederholen. Und die Debatte, wie die Tendenz zu Diversität, die längst auch die Programme der großen Verlage haben, sich in den Buchpreisen niederschlagen kann. Jetzt ist die diesjährige Longlist zum Deutschen Buchpreis raus, und man kann den Eindruck haben, dass die Jury diese Debatten eingehend verfolgt hat. Herausgekommen ist jedenfalls eine Liste, der man interne Diskussionen darüber ansieht, wie man eine Vielfalt von Schreibweisen repräsentieren kann, ohne allzuviel Midcult-verdächtige Romane mitzutransportieren.
Auf der Liste stehen: Shida Bauyar: „Drei Kameradinnen“ (Kiepenheuer & Witsch); Dietmar Dath: „Gentzen oder: Betrunken aufräumen“ (Matthes & Seitz Berlin); Franzobel: „Die Eroberung Amerikas“ (Paul Zsolnay); Georges-Arthur Goldschmidt: „Der versperrte Weg“ (Wallstein); Dana Grigorcea: „Die nicht sterben“ (Penguin); Norbert Gstrein: „Der zweite Jakob“ (Carl Hanser); Dilek Güngör: „Vater und ich“ (Verbrecher); Monika Helfer: „Vati“ (Carl Hanser); Felicitas Hoppe: „Die Nibelungen“ (S. Fischer); Peter Karoshi: „Zu den Elefanten“ (Leykam, Mai 2021); Christian Kracht: „Eurotrash“ (Kiepenheuer & Witsch); Thomas Kunst: „Zandschower Klinken“ (Suhrkamp); Gert Loschütz: „Besichtigung eines Unglücks“ (Schöffling & Co.); Yulia Marfutova: „Der Himmel vor hundert Jahren“ (Rowohlt); Sasha Marianna Salzmann: „Im Menschen muss alles herrlich sein“ (Suhrkamp); Mithu Sanyal: „Identitti“ (Carl Hanser); Ferdinand Schmalz: „Mein Lieblingstier heißt Winter“ (S. Fischer); Antje Rávik Strubel: „Blaue Frau“ (S.Fischer); Heinz Strunk: „Es ist immer so schön mit dir“ (Rowohlt).
Der Jury gehören in diesem Jahr an: Knut Cordsen vom Bayerischen Rundfunk (Foto), der Sprecher der Jury ist, Bettina Fischer, Leiterin des Literaturhauses Köln, Anja Johannsen, Leiterin des Literarischen Zentrums Göttingen, Richard Kämmerlings, Kritiker der Welt, Sandra Kegel, Feuilletonchefin der FAZ, Beate Scherzer, Buchhändlerin bei „Proust Wörter + Töne“ in Essen, und Anne-Catherine Simon, Kritikerin der österreichischen Presse. Die Shortlist wird am 21. September veröffentlich. Die Preisverleihung findet am 18. Oktober zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse statt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen