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Archiv-Artikel

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Lust am Bedrohungsszenario oder angemessene Vorsicht? In Spanien verzichten mehrere Dörfer auf jahrhundertealte Bräuche, weil sie befürchten, die religiösen Gefühle von Muslimen zu verletzen. In vielen Orten in der Region Valencia war es bislang üblich, auf Dorffesten Puppen in der Gestalt des Propheten Mohammed von der Burg zu werfen, zu verbrennen oder in die Luft zu sprengen. Bei den traditionellen Feiern erinnern die Dorfbewohner an die Schlachten zwischen christlichen und muslimischen Heeren im Mittelalter und an die Vertreibung der Mauren von der Iberischen Halbinsel. In Beneixama zum Beispiel war es bislang üblich, auf dem jährlichen Dorffest eine – „La Mahoma“ genannte – Figur des Propheten aufzustellen, den Kopf aus Pappkarton mit Feuerwerkskörpern zu füllen und diese zu zünden. In diesem Jahr verzichtete das Dorf erstmals auf den Brauch. „Wir wollten nicht die Empfindlichkeiten von irgendwelchen Leuten verletzen“, sagte der Bürgermeister Antonio Valdés.

Ein anderes Dorf, Bocairent, wählte einen „Mittelweg“. Es ließ eine Mohammed-Puppe von der Burg werfen, aber es verzichtete darauf, die Figur anschließend mit Feuerwerkskörpern in die Luft zu sprengen. Andere Orte wie Banyeres de Mariola haben schon vor 30 Jahren den Ablauf der Feste geändert und auf Bräuche verzichtet, die als antiislamisch ausgelegt werden konnten. Sie folgten damals einem Rat des Vatikans, der für eine bessere Verständigung zwischen den Religionen warb. Bisher hat es von islamischer Seite keine Proteste gegen die traditionellen Feiern gegeben. Beneixama hat vor mehreren Jahren einen Imam zu seinem Dorffest eingeladen; der hatte gegen das Fest nichts einzuwenden – auch nicht gegen das Verbrennen der „Mahoma“-Puppe.