unterm strich :
Rainald Goetz zum Trotz: Literatur im Internet, das hat in Deutschland bisher noch wenig Pop-Appeal, versteht man Pop im Sinne von populär. In den USA ist man schon einen Schritt weiter. Der Bestseller-Autor Stephen King hat am Montag eine neue, 65-seitige Erzählung namens „Riding the Bullet“ im Internet erstveröffentlicht und damit einen Ansturm von Leseranfragen ausgelöst. Allein in den ersten 24 Stunden seien 400.000 Versuche gezählt worden, das elektronische Buch herunterzuladen, berichtete staunend die New York Times am Donnerstag. Üblicherweise gehen bei einem literarischen Text lediglich wenige hundert Anfragen ein. Rekord!
Das Herunterladen des digitalen Materials kostet umgerechnet fünf Mark – macht bei der Zahl der Zugriffe schon am ersten Tag einen hübschen Zusatzverdienst von zwei Millionen Mark. Einen Zugriff auf „Riding the Bullet“ bietet etwa die Adresse www.simonsays.com; eine Druckversion kann aber nicht hergestellt werden. Für die Horrorgeschichte über einen Anhalter, der einen Albtraum erlebt, war auf populären Internet-Seiten geworben worden. Stephen King selbst spielte die Bedeutung seines Erfolgs hinunter: „Ich glaube nicht, dass irgendetwas das gedruckte Wort und das gebundene Buch ersetzen wird – jedenfalls nicht zu meinen Lebzeiten.“
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