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unterm strich

Das tut weh. Wegen der angespannten Finanzlage haben die deutschen Schauspielhäuser und Opern die Zahl ihrer Mitarbeiter stark reduziert. Derzeit seien an den öffentlichen Theatern sowie in den Orchestern noch 40.000 Menschen tätig. Mitte der Neunzigerjahre lag diese Zahl noch bei rund 45.000 Mitarbeitern, erklärte der Deutsche Bühnenverein. Dies sei allerdings „nicht nur eine erfreuliche Entwicklung, sondern auch ein schmerzhafter Prozess“, da viele Arbeitsplätze verloren gegangen seien, erklärte Rolf Bolwin als Direktor des Bühnenvereins. Es stelle sich immer mehr heraus, dass es in der Politik eine „deutliche Neigung“ gebe, die öffentlichen Kulturzuschüsse zu beschränken, kritisierte Bolwin. Im Gegenzug bestehe jedoch in keiner Weise eine gleichermaßen große Bereitschaft, für eine Kostendämpfung zu sorgen.

In Berlin wird sich bald als neuer Staatssekretär für Kultur auch Hans-Martin Hinz unter anderem um dieses Thema kümmern müssen. Kultursenator Christoph Stölzl hat den Abteilungsleiter im Deutschen Historischen Museum für den Posten vorgeschlagen.

Er ist ja immer gegen alles, aber manchmal hat er ja auch einfach Recht: Günter Grass hat zum Auftakt des 67. Internationalen PEN-Kongresses in Moskau am Dienstag den russischen Feldzug in Tschetschenien verurteilt. „Wir müssen ein Ende des Krieges gegen das Volk der Tschetschenen fordern“, sagte Grass in einer Rede vor etwa 300 Teilnehmern des Kongresses. Er forderte eine von den Vereinten Nationen überwachte Untersuchung der Kriegsverbrechen sowohl der russischen Truppen als auch der Rebellen in der abtrünnigen Kaukasusrepublik. „Wir begegnen einander in einem Land, in dem die Großmacht Russland gegen das kleine Volk der Tschetschenen Krieg führt“, sagte Grass weiter. Zur gesellschaftspolitischen Rolle der Literatur musste sich Herr Grass natürlich auch noch schnell äußern: „Das immerhin leistet die Literatur: Sie schaut nicht weg, sie vergisst nicht, sie bricht das Schweigen.“ Das ist auf jeden Fall die gesellschaftspolitische Rolle, die Günter Grass spielt: Talkin’ loud.

Das Badische Staatstheater in Karlsruhe hat das geplante „Corpus Christi“-Gastspiel des Heilbronner Theaters (wir berichteten) aus Sicherheitsgründen abgesagt. Es sei mit größeren Demonstrationen und auch kleineren Gegenprotesten zu rechnen, teilte die Theaterleitung mit. Zugleich kritisierte das Badische Staatstheater die Gewaltandrohungen von „Corpus Christi“-Gegnern. Christliche und muslimische Gruppen protestieren seit Monaten gegen das angeblich „gotteslästerliche“ Bühnenstück „Corpus Christi“, weitere Aufführungen sind gefährdet. Ägyptische Zustände!

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