piwik no script img

unterm strich

Während im Deutschen Theater die Stimmung eher melancholisch ist (siehe oben stehenden Text), werden im Berliner Ensemble die Muskeln gezeigt, also gekämpft. Da wird nicht Shakespeare zitiert, sondern gesagt, was Sache ist und Herr Naumann (nicht Neumann von MAD!) mit seiner Politik alles verbockt: „Der Streit des neuen Kunstministers aus Bonn in Berlin um diese Groschen bei der Kulturförderung ist unwürdig und beschämend“, sagte BE-Intendant Claus Peymann am Donnerstag zum Abschluss seiner ersten Spielzeit am Berliner Ensemble. Während sich beispielsweise Verteidigungsminister Rudolf Scharping bei der Planung für das neue Kampfflugzeug der Bundeswehr um sechs Milliarden Mark verrechnet habe, werde bei der Kulturpolitik um 60 Millionen Mark gestritten. „Das sind ja Peanuts im Vergleich dazu“, zitiert Peymann den einstigen Chef der Deutschen Bank, Kopper. Die von Naumann geprägte Kulturpolitik sei nichts anderes als Sparpolitik, betonte Peymann, der im Januar die Leitung des von Bertolt Brecht und Helene Weigel gegründeten Theaters übernommen hatte.

Von der Theatergesellschaft zu den Auswüchsen der Spaßgesellschaft in Form eines Elefantenrennens im brandenburgischen Hoppegarten. Dieses wollen Tierschützer und Zoodirektoren nun aktiv boykottieren. Der Naturschutzbund Nabu und der Verband Deutscher Zoodirektoren (VDZ) äußerten am Donnerstag in Berlin scharfe Kritik an dem Spektakel und forderten Berliner und Brandenburger auf, der Veranstaltung fernzubleiben. „Völkerverständigung ja bitte – aber nicht auf Kosten des Artenschutzes“, sagte Wolfgang Rades, Leiter des niedersächsischen Nabu-Artenschutzzentrums Leiferde. Eine solche Veranstaltung „in der unseligen Tradition römisch-circensischer Volksbelustigungen“ laufe den deutschen und internationalen Artenschutzbemühungen zuwider. Anlässlich des 50. Jahrestages der indischen Republik sollen auf der Galopprennbahn in Hoppegarten Zirkuselefanten gegeneinander antreten. Eingebettet ist das Rennen in ein indisches Volksfest. „Bei derart würdelosen Veranstaltungen werden die Tiere zu Karikaturen degradiert“, kritisiert Nabu-Artenschutzexpertin Heike Finke.

Auch der Verweis auf indische Traditionen sei abwegig. Distanziert hat sich auch der Verband Deutscher Zoodirektoren. „Die Zeiten, in denen Schimpansen auch in Zoos zur Volksbelustigung in Lederhosen gesteckt und zum Rauchen verführt wurden, gehören glücklicherweise längst der Vergangenheit an“, sagte der Direktor des Berliner Tierparks, Bernhard Blaszkiewitz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen