unterm strich:
Was macht eigentlich Michael Naumann? Das war zwei Jahre lang die Frage aller Fragen. Nun wird man also Abschiedsarbeit leisten müssen. Damit das aber mit dem Abschiednehmen nicht zu schnell geht, kolportieren wir einfach mal, was Naumann so am Donnerstag getrieben hat – da war er nämlich schon mal bei seinem zukünftigen Arbeitgeber, der Zeit, und soll – nu das aber auch! – einen ziemlich miesepetrigen Eindruck hinterlassen haben. Die „netzeitung“ meldet, Naumann habe zwar von der Redaktion Begeisterung gefordert, selbst aber uninspiriert gewirkt. Nach dem, was sonst so zu hören ist, wird wohl vor allem derjenige, der die Überschrift über Naumanns inzwischen ja geradezu legendären Zeit-Gastbeitrag geschnitzt hat, zukünftig wenig Spaß haben: Naumann befleißigte sich, Überschriften und Vorspänne insgesamt anzumosern.
Vom Minister ohne festen Zuständigkeitsbereich zum Mitherausgeberchefredakteur mit Lizenz zum Überschriftenverbessern – man sollte diesen Fall mal unbedingt auf seine karrieretheoretischen Untertöne abklopfen. Im Übrigen wird der zweite Mitherausgeberchefredakteur der Zeit eher für Politik und Wirtschaft, Naumann aber eher für Feuilleton und Reise zuständig sein. Also: Bis dann, Michael Naumann – und ansonsten mal schauen, wie oft der Feuilletonchef Jens Jessen das „resignierte Schulterzucken“, das er statt genauer Recherche für die ideale Antwort auf jegliche Antisemitismusvorwürfe hält, demnächst bei Ressortleitersitzungen anwenden kann.
In Sachen Schulterzucken noch eins: Nicht Barbara Wiedemann, die Autorin des Buchs „Paul Celan – Die Goll-Affäre“, macht dem Schriftsteller Peter Rühmkorf den Antisemitismusvorwurf, das hat Paul Celan damals selbst getan, ein Vorgang, den Barbara Wiedemann dokumentiert, Jens Jessen in seiner Leitkulturspalte der aktuellen Zeit aber dezent unterschlägt. Und, mit gebotener Vorsicht formuliert, so ganz „hysterisch“, wie Jessen es Wiedemann unterstellt, war der Vorwurf von Celan damals keineswegs gewesen (siehe taz vom 14. 11.).
Die Zukunft der Architektur-Biennale in Venedig ist ungewiss. Der Vierjahresvertrag des Kommissars der diesjährigen Biennale, Massimiliano Fuksas, wurde einer Meldung der Bauwelt zufolge vom Biennalepräsidenten nach zwei Jahren vorzeitig gekündigt. Differenzen hatte es schon zuvor reichlich gegeben. Fuksas wurden nach eigenen Angaben schon seit Monaten keine finanziellen Zusagen gemacht, um mit den Planungen für die Architektur-Biennale im Jahr 2002 beginnen zu können.
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