unimedizin: Gelungene Operation
Die Expertenkommission zur Hochschulmedizin hat eine Punktlandung geschafft: Sie hat alle drei Ziele erreicht, die sie sich entweder selbst gesteckt oder vom Senat vorgesetzt bekommen hat. Sie hat gezeigt, wie erstens die Schließung des Uniklinikums Benjamin Franklin und der medizinischen Fakultät der Freien Universität verhindert werden kann. Wie zweitens 98 Millionen Euro jährlich in der Hochschulmedizin eingespart werden können und dennoch drittens die Universitätsmedizin eine neue, zukunftsorientierte Struktur bekommen kann. Insofern hat Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) recht, wenn er sagt, die Kommission habe einen dritten Weg zwischen Schließung und Massenprotest gefunden, der jetzt umgesetzt werden soll.
Kommentar von SABINE AM ORDE
Natürlich kann und muss man beklagen, dass in der Wissenschaft überhaupt gespart werden soll. Nimmt man dies aber als gegeben hin, wie die Kommission es getan hat, dann kann man ihren Lösungsvorschlag nur loben – selbst wenn die Rudolf-Virchow-Klinik (RVK) langfristig die Universitätsmedizin verlieren könnte. Denn nach dem Vorschlag der Kommission werden die Stärken der Berliner Hochschulmedizin erhalten, gleichzeitig aber die Egoismen der einzelner Häuser aufgebrochen. Diese haben viel zu lange notwendige Reformen blockiert.
Auch politisch gesehen war die Kommission ein kluger Schachzug. Rot-Rot bekommt seine Einsparungen, hat aber den Lobbygruppen den Wind aus den Segeln genommen. Schließlich haben diese auf die Einsetzung einer Kommission gedrängt.
Das wird auch die Charité einsehen müssen, die bereits Proteste für das RVK angekündigt hat. Denn eines darf nicht passieren: Dass – wie so oft zuvor – von dieser Begutachtung kaum etwas umgesetzt wird.
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