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tierisch gutPapageien an der Ostsee

Braucht Gesellschaft: Gelbkopf-Amazone Foto: Vogelpark Niendorf

Vielleicht stimmt es sogar. Der „natürlichste Vogelpark Deutschlands“ soll es laut Eigenwerbung ein, und in der Tat ist das 70 Hektar große Gelände zwischen der Ostsee und dem Hemmelsdorfer See ein Paradiesgarten. Mehr als 1.200 Vögel von 350 Arten leben hier im Vogelpark Niendorf, einem Ortsteil des benachbarten und bekannteren Ostseebades Timmendorfer Strand.

Heimische und exotische Arten leben hier in Volieren und an offenen Teichen und Tümpeln, zwölf Arten Störche, etliche Greifvögel, Geier und Kondore, Eulen und Kauze, Flamingos und Pelikane, Kronenkraniche, Hornvögel und Papageien. Inhaber und nimmermüder guter Geist des Parks im Naturschutzgebiet Aalbeek-Niederung ist Klaus Langfeldt, ein 76-jähriger Hobby-Ornithologe, dessen Leidenschaft für Vögel entflammte, als er 1948 zum fünften Geburtstag einen Wellensittich geschenkt bekam.

Rasch merkte er, dass diese sozialen Vögel unbedingt Gesellschaft brauchen und nicht in Einzelhaft gehalten werden dürfen. Und deshalb sind alle Papageien und Sittiche im Park Pflegefälle aus Privathaltung. „Zum Glück hat ein Umdenken stattgefunden“, sagt der gelernte Kaufmann, der 1983 die Einrichtung übernahm und sein Hobby zum Beruf machte. „Papageien können zu Hause nicht artgerecht gehalten werden“, sagt Langfeldt, „wir päppeln sie hier wieder auf“.

Wie auch die beiden jungen Seeadler, die voriges Jahr bei Kollisionen mit Windkraftanlagen in Ostholstein schwer verletzt wurden. Flugunfähig sind sie jetzt, aber hoffentlich zur Nachzucht bereit, wenn sie erst erwachsen sind. Für sie wie für alle Vögel können hilfsbereite Menschen Futterpatenschaften übernehmen. Bei Kleinvögeln beginnen sie bei 30 Euro im Jahr, für einen Ara liegt sie bei 120 Euro, für große Greife und Geier sind es dann schon bis zu 500 Euro. Dafür gibt es eine Plakette am Gehege und ein Jahr freien Eintritt.

Stolz ist Langfeldt auf seine Zuchterfolge. Mehr als 100 junge Eulen und Uhus hat er wieder ausgewildert, an Zoologische Gärten in Berlin, Rostock, Stralsund und Hannover hat er sie verkauft oder getauscht, ebenso Greife, Geier und Kraniche.

Vogelpark Niendorf, An der Aalbeek, 23669 Timmendorfer Strand, ☎04503 / 47 40, tgl. geöffnet 9 – 19 Uhr, im Winter 10 – 16 Uhr, Eintritt: Erw. 10 €, Kinder 5 €, www.vogelpark-niendorf.de, info@vogelpark-niendorf.de

Ganz ungefährlich indes ist das Leben hier im Vogelpark zwischen Meer und See nicht. Vor ein paar Jahren schlich sich ein Fuchs hinein und tötete in einer Nacht mehr als ein Dutzend Vögel. Vor zwölf Jahren wurden einige Eulen geklaut, erst Ende Juli stahlen Diebe nächtens vier ausgewachsene Papageien, ein Jungtier sowie ein noch nicht ausgebrütetes Ei aus den Volieren. „Ich werde jetzt Videokameras installieren“, sagt Langfeldt, „es geht leider nicht mehr anders“.

Auch für ihn selbst geht es mitunter nicht ohne Blessuren aus. Sein rechter Unterarm blutverkrustet und verschrammt. „Das war Otto“, sagt Langfeldt, ein halbwüchsiger Pelikan: „Der wollte spielen.“ Sven-Michael Veit

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