piwik no script img

theater in polenChronik der Angriffe und Einschnitte

Auf die Kulturpolitik in Polen blickt die aktuelle Ausgabe von Theater der Zeit. Anna R. Burzyńska hat dafür eine Chronik angelegt über Theaterstücke, die von Protesten (Gebeten, Hassmails, Prügel, Drohungen) begleitet waren, von Intendantenposten, die neu besetzt wurden, um etwa jede Kritik an der Kirche auf den Bühnen auszuschließen, von aufwiegelnden Fernsehberichten und von gekürzten Festivalbudgets.

Iwona Nowacka analysiert die Fronten in diesem Kulturkampf, in dem Frömmigkeit und Glauben gegen ein linksliberales Milieu mobilisiert werden. Die Heftigkeit der Angriffe zeigt auch eine große Furcht vor den Künstlern und ihren Gedanken an. Weiter finden sich in der Ausgabe Gespräche mit drei entlassenen Intendanten, unter ihnen der Regisseur Jan Klata, und der Abdruck eines Stücks von Marta Górnicka, „Hymne an die Liebe“.

Das Heft war schon in Druck, als es weiterging mit dem Druck gegen Jan Klata und Marta Górnicka. Das Dialog-Festival in Wrocław meldete Ende September, dass es sich gezwungen sah, drei polnische Inszenierungen aus dem Programm zu nehmen, u. a. Jan Klatas „Volksfeind“ und Marta Góornickas „Hymne an die Liebe“. Eine Budgetkürzung durch das polnische Kulturministerium, das von Piotr Gliński seit dem Wahlsieg der PiS im Oktober 2015 geleitet wird, wird als Grund genannt.

Górnicka, deren „Hymne an die Liebe“ in Berlin im Maxim Gorki Theater gezeigt wird, hat ihr Stück als ein „fürchterliches Nationalgesangbuch“ bezeichnet. Es handelt von der „Grausamkeit einer Gemeinschaft, die in der Liebe zum Vaterland verbunden ist, in dem es ausschließlich eigene Leute gibt“. Vor der Aufführung am 7. Oktober wird es dort ein Gespräch über die Ereignisse in Polen geben, u. a. mit Katarzyna Wielga-Skolimowska, entlassene Leiterin des polnischen Kulturinstituts in Berlin. Katrin Bettina Müller

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen