taz.berlin-Adventskalender 16: Was für wache Köpfe

Im taz.berlin-Adventskalender präsentieren wir passend zum Winter-Shutdown viele schöne Spiele. Heute: Puzzeln mit Ubongo.

Präsentation eines abstrakten Gemäldes von Ad Reinhardt

Letztlich kann man die Dinge auch so legen wie Kunst: Hier ein Geo-Beispiel von Ad Reinhardt Foto: picture alliance/dpa

„Ubongo“ ruft die Gattin und hat mal wieder gewonnen. Gehirn oder Intelligenz soll dieses Wort aus dem in Ostafrika weit verbreiteten Swahili bedeuten, ist bei Wikipedia nachzulesen. Hier am Küchentisch steht es erst mal für „Fertig!“, „Erster!“ oder: „Gewonnen!“ Ohne Hirn oder Intelligenz geht es aber tatsächlich nicht bei „Ubongo“, das so eine Art geometrisches Stadt-Land-Fluss ist, wo ja auch der Schnellste am Ende irgendwas von „Fertig!“ ruft. Bloß sind hier nicht Kästchen mit Begriffen, sondern unterschiedliche Grundrisse mit verschiedenfarbigen und -formigen Pappstückchen auszufüllen – Rechtecke, Winkel, Quadrate oder Doppelwinkel.

Der kleine, aber entscheidende Unterschied ist allerdings: Bei Stadt-Land-Fluss ist noch eine Vorbereitung durch Auswendiglernen seltener Orte, Flüsse und Namen mit X oder Y möglich. Bei „Ubongo“ hingegen gibt es so viele verschiedene auszufüllende Grundrisse, nämlich 72 mit je sechs Teile-Kombinationen, also 432 Varianten, dass da nur schwer etwas auswendig zu lernen ist.

Natürlich kommt bei Ubongo-Profis eine gewisse Routine auf – zuerst die großen und eckigsten Teile unterbringen, dann auffüllen, die Doppelwinkel an den Ecken anlegen. Und doch ist im Kern ganz spontan das flächige Denken gefragt – oder auch das räumliche in einer dreidimensionalen Version.

Den afrikanischen Namen hat das Ganze, weil sich die Legekarten in ihrem Design an afrikanische Kunst anlehnen, wie es gleichfalls bei Wikipedia steht. In jedem Fall ist es ein Spiel, das nicht gerade Entspannungscharakter hat und auch keine bloße Chill-out-Vergnügung ist. Wer sich schon müde an den Tisch setzt, kann vielleicht noch „Mensch, ärgere Dich nicht“ spielen und sich vom Würfelglück zum Sieg tragen lassen. Bei „Ubongo“ aber beschränkt man sich in einem solchen Zustand besser gleich aufs Zuschauen.

Nicht bloß, weil nur einer oder eine gewinnen kann – nein, allein schon deshalb, weil es deprimieren kann, nie die passende Lösung gefunden zu haben, wenn andere „Ubongo“ rufen und schon die Rechtecke und Winkel für den Start der nächsten Runde zusammensuchen. Tendenziell wird das Spiel schneller und schneller, wie beim Sport, wenn die Muskulatur erst mal richtig warm ist und auf Touren kommt – so ein Gehirn ist ja letztlich auch eine Art Denkmuskel.

Normalerweise wäre „Ubongo“ darum eher etwas fürs Wochenende – abgehetzt aus der S-Bahn oder müde vom Training nach Hause kommen und dann noch so was puzzeln zu wollen, ist nicht wirklich kompatibel. In Tagen wie diesen aber ohne (Vereins-)Training und vielleicht dank Heimarbeit auch ohne ermüdendende Pendelei zum Job sind die Voraussetzungen hingegen wesentlich besser. Dazu bloß die Warnung: Verstärktes Ubongo-Spielen kann süchtig machen.

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