taz sachen: Ab sofort: Insekt der Woche
„Die Neigung der Menschen, kleine Dinge für wichtig zu halten, hat sehr viel Großes hervorgebracht“, schrieb der Naturforscher Georg Christoph Lichtenberg schon im 18. Jahrhundert. Für viele Journalisten gilt aber genau das Gegenteil: Ihr Job ist es, auszuwählen, nur auf die wenigen, angeblich ganz wichtigen Nachrichten zu setzen.
Das kann fatale Wirkungen haben. Und so hat die taz zwar eine relevante Nachricht ausführlich beleuchtet: Die wissenschaftliche Studie, dass von 1989 bis 2016 die Gesamtmasse der Fluginsekten in deutschen Naturschutzgebieten um 76 Prozent zurückgegangen ist, war uns mehrere Texte wert. Wir schrieben über die unmittelbaren Folgen – weniger Vögel, Probleme beim Bestäuben. Auch über die möglichen Gründe des Artensterbens – industrielle Landwirtschaft, Klima, Flächenversiegelung – haben wir spekuliert.
Aber: Eine Spinne kann nicht twittern, dass ihre Art kurz vor dem Aussterben steht. Es gibt keine Eilmeldung, wenn mal wieder eine Kreatur aus unserer Umwelt verschwindet. Die Gefahr, dass wir das Thema aus den Augen verlieren, besteht.
Die taz wurde aber auch dafür gegründet, auf die kleinen Dinge, die für das Leben existenziell sind, aufmerksam zu machen. Deshalb starten wir heute eine kleine Serie zum Artensterben: In der Rubrik „Insekt der Woche“ stellt das Ressort Wirtschaft und Umwelt ab sofort jeden Donnerstag in unserer Zeitung eine gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Spezies vor. Den Anfang macht ein Winzling: Der Zweipunktohrwurm ist nicht mal 20 Millimeter groß.
Kai Schöneberg
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