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taz-lab-Kolumne weiter/machen #2 Ein universelles Problem

Nach einem Auslandssemester in Südafrika bemerkt unsere Autorin zurück in Berlin, dass geschlechterspezifische Gewalt auch hier ein Thema ist. Teil Zwei der neuen taz-lab-Kolumne weiter/machen.

Wie wäre das? Nachts ohne Sorgen in der U-Bahn durch Berlin Foto: Soroush-Karimi | Unsplash

taz lab | Endlich wieder in Berlin. Ich sitze euphorisch nach einem Abend in Neukölln in der U-Bahn. Neben mir sitzt ein Mann, Mitte 30, sichtbar betrunken. Ich stehe auf, um mich wegzusetzen. Auch er erhebt sich und torkelt mir durch die U6 hinterher.

Ein halbes Jahr lang habe ich mir in meinem Auslandssemester in Südafrika jeden Alleingang genauestens überlegt nur, um wieder zurück in Berlin, zu bemerken, dass geschlechtsspezifische Gewalt ein universelles Problem ist. Der Mann wird zum Glück von anderen Mitfahrenden gebeten, auszusteigen.

taz lab – der Kongress der taz

Jedes Jahr im April geht das taz lab, der Kongress der taz über die Bühne. Live im Stream und rund um den taz Neubau in Berlin.

■ Das taz lab ist Deutschlands Kongress für Debatte, Streit und Verständigung zu den Fragen der Zeit, ausgerichtet und kuratiert von der taz.

■ Unter einem alljährlichen Oberthema diskutieren am taz-lab-Tag Menschen aus Politik, Zivilgesellschaft, Forschung, Wirtschaft, Medien und Kultur. 2025 lautet das Thema: weiter/machen – Jenseits der Empörung.

■ 2025 findet das taz lab am 26. April statt. Tickets sind ab Anfang Februar verfügbar.

Aber plötzlich sind Gedanken über die Konsequenzen eines zufälligen Augenkontakts in der U-Bahn und das Aussuchen potenzieller Ansprechpersonen wieder präsent in meinem Leben. Und der Austausch unter Freun­d*in­nen über laute Taschenalarme und Pfefferspray gehören wieder zur Normalität.

Ein Grund dafür: In der Bundesrepublik findet fast jeden Tag ein Femizid statt. 2023 waren es laut UN Women insgesamt 360 getötete Frauen. Auch die Daten der steigenden digitalen, häuslichen und se­xuel­len Gewalt machen mich sprachlos. Immer wieder stutze ich, wenn ich auf dem Instagram-Kanal femizide_stoppen einen neuen Beitrag sehe, der einen weiteren Femizid erfasst.

Verbesserung in Sicht?

Das Gewalthilfegesetz soll eine Verbesserung im Umgang geschlechtsspezifischer Gewalt an Frauen ermöglichen. Es bezieht sich auf den leichteren Zugang von Rechtsanspruch und Beratung für Betroffene. Im November 2024 wurde der Entwurf im Kabinett beschlossen.

NGOs, Vereine und Gruppen setzen sich für ein schnellstmögliches Inkrafttreten ein. Obwohl es einen gesellschaftlichen Wandel braucht, könnte dieses Gesetz doch schon ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont sein. 🐾

Hier schreiben unsere Au­to­r*in­nen wöchentlich übers „weiter/machen“ – das Motto des taz lab 2025.

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