taz gazete hat ihren Betrieb eingestellt: Abschied von der gazete

Seit 2017 haben mehr als 2.000 engagierte Leser:innen der taz das Projekt taz ermöglicht. Dafür sagen wir an dieser Stelle ganz herzlichen Dank!

Bild: Sonja Trabant

von ANDREAS LORENZ

Als die taz Panter Stiftung das deutsch-türkische Projekt taz gazete ins Leben rief, war sie die Erste, die nach dem Putsch in der Türkei 2016 die freie türkische Presse mit einer internationalen Web-Plattform unterstützt hat. Wenig später kam unser ehemaliger taz-Kollege Deniz Yücel in Istanbul ins Gefängnis – und jede*r wusste: Außer diesem prominenten Gefangenen leiden noch hunderte weitere, weniger bekannte Journalist:innen. So war und ist taz gazete nie allein ein journalistisches, sondern immer auch ein Projekt der Solidarität und der Pressefreiheit.  

Rund 50 Journalist:innen, von denen einige in der Türkei nicht mehr arbeiten konnten, haben auf taz gazete Artikel und Fotos veröffentlicht und – nicht weniger wichtig! – damit ihren Lebensunterhalt verdient. Nicht zu vergessen: taz gazete hat zwei gedruckte Magazine mit exklusiven Geschichten und Interviews herausgegeben. 

Vier Abschiedssonderseiten taz gazete vom 24.07.2020 können Sie hier herunterladen.

Wir wollten ein Zeichen setzen. Aber es war uns immer klar, dass die Stiftung dieses Projekt auf Dauer nicht allein finanzieren kann. Trotz aller Bemühungen ist es uns nicht gelungen, andere Stiftungen oder Organisationen zu finden, die taz gazete unterstützen und für gewisse Zeit finanziell absichern konnten. Für die einen war das Projekt zu politisch, für andere zu nah an der taz.  So blieb die taz gazete ein Kraftakt für die taz Panter Stiftung. 40 Prozent aller Spenden flossen in den letzten Jahren in den Erhalt der Online-Plattform. Zwei kurzfristige Spendenaufrufe retteten das Projekt jeweils im letzten Moment. Die permanente Unsicherheit, wie es weitergeht, hat die Redaktion von taz gazete verständlicherweise stark ermüdet. 

Auch gute Projekte finden irgendwann ihr Ende. Bereits im November 2019  haben wir deshalb mit dem taz gazete Team einvernehmlich beschlossen, das Projekt zum taz lab 2020 zu beenden. Das geschah nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass inzwischen auch andere, finanzstärkere Medien türkischen JournalistInnen eine Stimme gegeben haben: Die Deutsche Welle mit einem eigenen Türkeikanal etwa, Artı Gerçek-Cologne und Özgürüz-Berlin (Correctiv mit Can Dündar). 

Wegen der Corona-Pandemie musste die taz das taz lab 2020 absagen. Das Kuratorium der Panter Stiftung hat deshalb entschieden, die taz gazete noch bis Ende Juli 2020 online berichten zu lassen. Diese Zeitspanne gab den gazete Journalist:nnen die Chance, einen anderen Job zu finden. Einige haben das schon geschafft. Für die anderen Kolleg:innen sind wir zuversichtlich.

Wir sind sicher, dass die Wirkung von taz-gazete bleibt. Eines Tages werden in der Türkei andere politische Verhältnisse herrschen – und das wird auch ein wenig der taz gazete und der tollen Arbeit ihrer MacherInnen zu verdanken sein. 

Danke auch an alle Unterstützer:innen für Ihr Engagement. Sie haben mit Ihrer Spende ein besonders sinnvolles Projekt ermöglicht und damit der Idee der taz Panter Stiftung ganz konkret Gestalt gegeben. 

Die Arbeit der taz Panter Stiftung geht natürlich weiter. Seit 2020 führen wir wegen Corona virtuell internationale Workshops mit Journalist:innen aus mehreren afrikanischen Ländern und dem Irak durch. Denn wir wollen und sollten auch in diesen schwierigen Zeiten über alle Grenzen hinweg in Kontakt bleiben.

Mehr Informationen zum Irak-Workshop gibt es hier.