■ taz-Wahlservice: Kreuz und Knoblauch
Die Christliche Liga ist eine der wenigen Noch-Mini-Parteien, die sich nicht nur der Europawahl stellen, sondern sogar irgend etwas zu Europa in ihrem Programm äußern. Ihre Aussagen reduzieren sich allerdings darauf, welche bösen Folgen der Maastrichter Vertrag haben könnte, vor allem für die guten Christen. So erfährt der Leser der Broschüre „Wählen sie das Leben, Christliche Liga“, daß die Verträge „hastig zusammengeschrieben“ seien und daß der „Durchschnitts-Deutsche“ deshalb „instinktiv“ den Vertrag ablehne. Die Durchschnitts- Liga befürchtet nun, die EG- Gesetzgebung werde „eine für uns Christen unzumutbare Liberalisierung“ zur Folge haben. Auf dem „ethisch moralischem Gebiet“ – damit meint die Liga „Abtreibung, Pornographie, Erziehungswesen, Familie“ – würden so die noch vorhandenen Schranken fallen. Sehr besorgt beobachtet die christliche Partei die „geplante völlige Unterordnung unseres Landes unter ein europäisches Parlament“. Die Ligisten sind sich einig, daß mit dieser Situation „demokratische Grundformen verletzt werden und diese Entwicklung einer Welteinheitsregierung und einer Weltreligion Vorschub leistet“. Welche Religion das sein soll, führen die Moralisten nicht auf. Aber auf jeden Fall wollen sie alle gebotenen Mittel dagegen aufwenden, weil ja klar ist, daß „Gottes Wort und christliche Bekenntnis in einer Welteinheitsreligion keinen Platz mehr haben werden“. Vermutlich sitzen Moslems, Juden, Buddhisten und andere gefährliche Religionsimperialisten bereits auf der Lauer! Habt Acht, deutsche Christen! Am 12. Juni müssen Kreuz und Knoblauch mit in die Wahlkabine!
Elke Eckert
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