: taz 2.000
In unserer 2.000. Ausgabe vom 2. September 1986 räsonnierte Klaus-Peter Klingelschmitt über
grün-alternative Personalpolitik. Da gibt es in Hessen eine politische Partei, der – aufgrund von Mehrheitsverhältnissen – die Besetzung der Stelle eines hauptamtlichen Beigeordneten im Landeswohlfahrtsverband zugestanden hätte. Doch diese politische Partei, Die Grünen, die in der Vergangenheit von ihrem gegenwärtigen Koalitionspartner, der SPD, wiederholt der „Politikunfähigkeit“ bezichtigt worden war, verzichtete freiwillig auf die Besetzung dieser Stelle – zugunsten ebendieses Koalitionspartners. Was andere einen „politischen Treppenwitz“ nennen würden, ist jedoch für diese politische Partei „politische Taktik“. Da sich die rechten Sozialdemokraten im Landeswohlfahrtsverband weigerten, einen Grünen zum hauptamtlichen Beigeordneten zu wählen, schlugen Die Grünen – mit der ihr eigenen „Cleverness“ – dem sozialdemokratischen Koalitionspartner einfach vor, gemeinsam einen sozialdemokratischen Kandidaten zu wählen – damit kein Christdemokrat „Vizepräsident“ werden kann. So werden dem Landeswohlfahrtsverband Hessen demnächst zwei Sozialdemokraten vorstehen. Wer hätte gedacht, daß die Genossen einmal von der „Politikunfähigkeit“ respektive der Konfliktscheu der Grünen profitieren würden? Doch halt! Eigentlich sei das alles ganz anders zu bewerten, sagt Jochen Vielhauer, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Hessischen Landtag, auf Nachfrage der taz. Einen CDU-Mann habe man auf keinen Fall akzeptieren können, da sonst „die gesamte inhaltliche Arbeit gefährdet“ gewesen sei. Da aber „mindestens zwei“ Sozialdemokraten – es handelt sich um die „Kurfürsten“ Eitel v. Höhne und Eiermann – auf keinen Fall einen Grünen zum Beigeordneten gewählt hätten, habe man nicht anders handeln können. Darüber hinaus gebe es noch fünf weitere „geheime Abweichler“, die den Landeswohlfahrtsverband als „nordhessisches Gegenparlament“ zum rot-grünen Landtag interpretierten. Vielhauer: „Die würden lieber einen CDU-Mann als einen Sozialdemokraten zum Direktor küren.“ Alles klar?
Glasklar. Kristallin gewissermaßen.