taz🐾lage:
Bisschen gemütlich, meistens höflich
Als Gastredakteurin einer niederländischen Zeitung bin ich nun seit gut einem Monat in der Redaktion der taz unterwegs. Ich wurde gefragt, ob ich nicht mal aus der Perspektive einer Außenstehenden erzählen will, was mir hier so auffällt, im taz-Kosmos. Nun denn.
Für mich zumindest wirkt es in den Redaktionssitzungen so: Hier melden sich wirklich sehr viele Menschen zu Wort, wer etwas sagen möchte, hebt die Hand – egal, ob Ressortleitung oder Volontär*in. Erstaunlich eigentlich, wie wenig einander ins Wort gefallen wird bei all dem Gerede.
So viel scheinbare Basisdemokratie hat allerdings auch ihre Tücken – der Redaktionsalltag ist, sagen wir es mal vorsichtig, nicht gerade auf maximale Effizienz ausgerichtet. Im Vergleich zu dem, wie ich es bisher aus meiner Redaktion gewohnt war, startet der Tag hier eher gemütlich. Mitunter wird bis weit nach 11 Uhr am Vormittag noch munter konferiert – und dann soll die Zeitung eigentlich aber auch schon fast fertig sein. Manche Ressorts müssen ihre Texte bereits am frühen Nachmittag zu den Kolleg*innen in die Korrekturabteilung geben, damit alles nach und nach rechtzeitig an die Druckerei übergeben wird.
Einmal hörte ich, wie meine Chefin einen Redakteur anrief, um zu fragen, warum er an seinem freien Tag denn bloß weiter an seinem Text arbeite?! Dieses Maß an Fürsorge war mir bisher ebenfalls fremd. Die taz, so sehe ich das, ist wohl eine Zeitung für nette Menschen, die obendrein ganz bei sich sind. Es gibt Kollegen, die ihren Cappuccino mit Tabasco trinken. Sezen Moeliker
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