taz🐾sachen: Tanzen auf der Stehparty
Das ist schon ein interessanter Tanz, den Blattkritiker:innen in der taz aufführen. Sie sollen etwas zur aktuellen Ausgabe sagen, aber auch etwas zur taz als Geschichte und Vorstellung, den Kriterien von Ästhetik und Amüsement möge ihre Performance genügen, aber ebenso gehaltvoll sein. Getanzt wird auf dem ganz großen Parkett, nämlich vor allen Redakteur:innen und Mitarbeiter:innen, die anwesend sein wollen, aber allzu lange mögen sie das Publikum eben auch nicht behelligen, es muss nämlich danach anfangen zu arbeiten. Im taz-Leitfaden für Blattkritiker:innen ist gleich der zweite Satz ein Warnschuss in Richtung der allzu disziplinlosen und tobefreudigen: „Die Kritik dauert nicht länger als 15 Minuten.“
Dazu sollte man vielleicht wissen, dass Redaktionskonferenzen normalerweise wenig Tänzerisches an sich haben, es sind eher so Sitz- und Stehparties, auf denen das Bier schon alle ist und jeder jeden kennt oder es zumindest glaubt, weil meistens die gleichen Leute reden. Offiziell sprechen sie über das, was am selbigen Tage oder in der Woche in der Zeitung „gemacht“ werden soll, aber sie reden schon auch über sich und die anderen Kolleg:innen, was man immer dann merkt, wenn es kracht und niemand wirklich weiß, warum, weil es sich inhaltlich aus den „Themen des Tages“ beziehungsweise den „sehr tazzigen Themen, die wir heute haben“ beim besten Willen nicht herleiten lässt.
Jedenfalls war diesen Montag Sabine Schicketanz da. Sie ist die sehr gute Chefredakteurin der sehr guten Potsdamer Neuesten Nachrichten. Sie hat sehr gut getanzt. Danke. Wir freuen uns auf alle, die noch kommen.
Daniel Schulz
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