taz🐾sachen: Grandseigneur der klaren Worte
Am Montag erschien in der taz ein Interview mit dem 2019 verstorbenen Philosophen Michel Serres mit frappierend prophetischen Aussagen etwa zur Pandemie. Der Autor erinnert sich an seine Begegnung mit Serres:
Die Interviews mit Michel Serres liegen nun etliche Jahre zurück, aber ich erinnere mich noch lebhaft an unser erstes Treffen im Spätsommer 1995. Serres wohnte in Vincennes, im äußersten Osten von Paris. Während der Taxifahrt komme ich am berühmten mittelalterlichen Château vorbei. Hier wurde im Revolutionsjahr 1968 die experimentelle Reformuniversität gegründet, an der die bekannten Linksintellektuellen der Zeit mitwirkten – allen voran Michel Foucault, Gilles Deleuze, Alain Badiou und André Glucksmann. Für kurze Zeit beteiligte sich auch Michel Serres an dem Experiment, bis er merkte, dass die anhaltenden Streiks jegliche universitäre Lehre unmöglich machten. Bis ins hohe Alter lebte er fußläufig von der alten Wirkstätte entfernt. Unser vereinbartes Interview sollte an Serres’ 65. Geburtstag am 1. September erinnern. Der Merve-Verlag hatte gerade die opulente fünfbändige Hermes-Ausgabe veröffentlicht, die den letzten westlichen Enzyklopädisten endlich auch in Deutschland bekannt machen sollte. Sie galt als sein lange erwartetes Opus magnum. Der Gastgeber erwartete mich freundlich lächelnd und geleitete mich zu seinem Lieblingsort, dem mit Pflanzen umrankten Wintergarten. Dem bildungsbeflissenen Grandseigneur war es ein besonderes Anliegen, auf meine Fragen mit großer sprachlicher Klarheit und Genauigkeit zu antworten. Klaus Englert
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